Von Roscoff nach St. Peter Port (Guernsey), nach Cherbourg (Frankreich), Le Havre und Dieppe

15.8. (Sonnabend):
Wir legen nachts 2:40 Uhr ab, Ziel ist möglichst gut die Strömungen auszunutzen, was uns auch gelingt. Im Dunkeln aus dem Hafen zu fahren, ist erst mal gruselig. Da Jörg aber Wegpunkte am Plotter gesetzt hat, ist es dann doch nicht so schlimm. Die Nacht ist klar, wir können die Sterne gut erkennen. Nach 30min setzen wir das Groß 1x gerefft und können so raumschots bis zur Insel Guernsey segeln. Die mitlaufende Strömung beträgt bis 2kn, bei NW-Wind mit 15 kn sind wir um die 7,5kn schnell, manchmal bis zu 9kn. 10:30 Uhr wird der Wind etwas weniger, wir nehmen die 1x gereffte Fock noch dazu. Ab 12:00 Uhr geht es dann entlang der Insel mit ihrer schroffen felsigen Küste und einigen Badebuchten dazwischen. Im oberen Bereich ist alles Grün und auf dem Kamm sind Bäume und Villen. 13:30 Uhr kippt der Strom, die Strömung kommt uns mit 1,9kn entgegen. Speed über Grund nur noch 3,5kn. 14:20 Uhr stehen wir vor dem Hafen und bergen die Segel. Dort ein schöner Blick zum Castle Cornet, der Burg, die seit dem 13. Jahrhundert Wache über den Hafen hält. Da wir schneller waren, es geplant, legen wir im Wartebereich (also im Vorhafen) von St. Peter Port auf Guernsey an einem Schlengel an. 70 gesegelte Seemeilen liegen hinter uns. Wir sind kurz vor Niedrigwasser angekommen. Die Barre zur Marina ist ganz deutlich zu sehen. Heute hat die Sonne uns den ganzen Tag nicht verlassen, auch während wir warten, scheint sie vom blauen Himmel. Noch im Wartebereich bezahlen wir per Kreditkarte die Liegegebühr von 32£ (~45€). 19:00 Uhr werden wir in die Victoria Marina von St. Peter Port eingewiesen und liegen dort im Päckchen. Hier heißt es wieder mal, die Uhr umstellen – Ortszeit ist 1h vor der französischen Zeit.

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Nach dem Abendessen an Bord noch ein kurzer Stadtspaziergang von Jockel und Hillu, Manne und Egon erkunden einen gemütlichen Pub.

16.8. (Sonntag):

Wir haben Sonnenschein und angenehme Temperaturen, 9:45 Uhr fahren wir mit dem Linienbus für 1£ pro Person 90min rund um die Insel.
Vorher ist noch Zeit, sich diese und mindestens 20 weitere Oldtimer gleich neben unser Marina anzusehen. Und der Blick zur Hafenpromenade hat auch was.

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Die Einfahrt zur Viktoria-Marina ist passierbar – wir haben Hochwasser. Wir brauchen vor der Busfahrt noch Geld, hier nimmt man nur Guernsey-Pfunds. Dazu ein kurzer Weg in die schönen Gässchen mit Banken, Restaurants und Geschäften.

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Zum kurzen Besuch der Town-Church blieb auch noch Zeit, besonders interessant, die Spielecke in einem Teil der Kirche und eines der Fenster.

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Die Busfahrt rund um die Insel war für uns sehr interessant. Die Klippenpfade an der Südküste konnten wir nicht entdecken –schade, aber nicht zu ändern. An der Ost- und Nordküste sehr schöne Badestrände, aber auch wilde Küstenformationen und Buchten und viele Festungen und Bunker. Die Bebauung an der Küstenstraße und die Bepflanzung sehr schön.  

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Mittags heute im Tai-Restaurant, war lecker und relativ preiswert. Pause an Bord, inzwischen ist die Marina relativ leer. Es ist wieder Niedrigwasser, d.h. es strömt gewaltig über die Barre. Am Nachmittag zum Besuch von Candies Garten, eine viktorianisch restaurierte Anlage. Ein Konzert haben wir vor dem Restaurant kurz mit angehört.   

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Weiter zur alten Kirche St.Barbara, jetzt restauriert und als Inselarchiv genutzt. Dort soll es den schönsten Aussichtspunkt von St. Peter Port geben.

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Dann noch zu dem Haus, in dem Victor Hugo von 1856 bis 1870 im Exil gelebt hat, war aber geschlossen. Zurück im Hafen strömt das Wasser in unsere Marina rein.
Abendbrot heute an Bord und dann noch das genaue Rechnen, wann wir Ablegen müssen, um um das Cap de la Hague günstig zu kommen. Es kann dort eine Gegenströmung bis zu 8kn sein!!
Windvorhersage: 3kn aus NO – muss nicht berücksichtigt werden,
Entfernung zum Cap 30sm, d.h. bei 5 bis 6kn brauchen wir ~5h,
Hochwasser in St. Peter Port ist von 7:00 Uhr bis 9:30 Uhr,
Strömung am Cap ist bis 12:00 Uhr in unserer Fahrt-Richtung,
daraus folgt: Ablegen spätestens 7:00 Uhr.
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17.8. (Montag):
Wir nehmen Abschied von Guernsey wie geplant 7:00Uhr. Wettervorhersage stimmt, es ist kein Wind, das Wasser ist spiegelglatt, die Sonne scheint vom leicht bewölkten Himmel.

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Bedingt durch die Strömung fahren wir mit über 8kn über Grund, durchs Wasser sind es 4,5kn. Nach 13sm können wir Großsegel und Fock setzen, wir haben Wind aus N mit 6kn. 9:30 Uhr nimmt die Strömung weiter zu, wir fahren mit 10 bis 11kn über Grund. Überall neben uns kabbelt das Wasser. 10:45 Uhr ist das Cap de la Hague querab. Die 30sm haben wir in 3¾h zurückgelegt.
Von weitem die Atommüll-Wiederaufbereitungsanlage von la Hague. Wir halten uns weit entfernt vom Cap, dadurch können wir bis nach 12:00 Uhr eine Strömung von mindestens 2kn ausnutzen. 12:30 Uhr halten wir auf Cherbourg zu, eine gewaltige Befestigungsanlage erwartet uns. Diese ist im 18. Jahrhundert künstlich angelegt worden, hat eine Gesamtlänge von 3,7km und sitzt in 18 bis 20m Tiefe auf dem Meeresgrund. Sie beschützt auf einer Fläche von 1500ha die Stadt und soll damit noch heute die größte künstliche Reede der Welt sein. Hier nur ein kleiner Teil dieses monumentalen Bauwerkes.

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13:15 Uhr bergen wir die Segel, 13:30 Uhr liegen wir in der Chantereyne Marina Cherbourg. 45sm mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 7kn liegen hinter uns. Mittagessen gab es unterwegs, also noch etwas abgammeln und ab in die Stadt. In der Nähe der Marina ein Denkmal für Napoleon. Nur über die Straße die Basilika Sainte Trinite, eines der ältesten Bauwerke der Stadt, auch innen sehr interessante Details. Weiter zum Botanischen Garten direkt im Stadtzentrum und sehr schön auch das Gebäude des Theaters. Abendbrot an Bord, zwischendurch war Einkaufen angesagt. Liegegebühr hier 41,82€.

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18.8. (Dienstag):

Hafentag in Cherbourg. Himmel ist bedeckt, aber es sind angenehme Temperaturen. Vormittags wollen wir das La Cite de la Mer besichtigen. Diese ist im ehemaligen transatlantischen Fährhafen untergebracht- das Tor nach Amerika. In der Halle war im 1933 errichteten Bau der Bahnhof Cherbourg. Jetzt sind dort einige Tauchboote ausgestellt, draußen im Freien das größte zu besichtigende Atom-U-Boot.

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Unterwegs kommt dieser Drei-Master, für den die Schleuse geöffnet und die Brücke weggedreht wird. Es war schon interessant zu sehen, wie dieses große Boot gerade durch die Schleuse passt. Nachmittags wollen wir in den Park des Chateau de Ravalet. Wir erkundigen uns in der Marina-Rezeption, wie man dorthin kommt und werden auf den Bus 3 verwiesen. Fahren, wie angegeben, bis zur Endhaltestelle und landen dann nach dem 10min Spaziergang an dieser Kirche. Nun es ist zwar nicht der Park, dafür haben wir eine Stadtrundfahrt mit dem Bus gemacht.

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Jetzt noch die Planung für die nächste Etappe, wir wollen nach Le Havre, etwa 75sm entfernt. 18 Uhr UTC soll es losgehen, vorher noch tanken und dann in die Nacht hinein fahren.
Wie geplant tanken wir zuerst, fast 40l passen in den Tank. Bei leicht bewölktem Himmel, 13°C und wenig Wind verlassen wir den riesig großen Hafenbereich und können uns die dicken Mauern der Befestigungsanlage einschließlich die gewaltigen Forts in der Abendsonne anschauen. Vorbei geht es auch an der ehemaligen Bahnhofshalle des Atlantikhafens auf der Steuerbordseite der Marina-Ausfahrt.

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Nach ½h kann der Motor aus, Groß und Fock werden gesetzt und wir gleiten leicht bei Wind aus West von 8kn raumschots durchs Wasser. Dabei können wir einen Schiebestrom von 1kn nutzen. Generalkurs zuerst 50°.
Wacheinteilung im 3h-Abstand: Egon, Manne, Jörg. Hillu geniest nur den Sonnenuntergang und die irren Wolkenformationen und darf die ganze Nacht schlafen.

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19.8. (Mittwoch):

1.30 Uhr immer noch Strom in unsere Richtung, wir fahren mit 7kn über Grund und 3,6kn durchs Wasser. Klarer Sternenhimmel, Mond scheint achterlich in schwacher Sichel (zunehmend). 2:00 Uhr die Strömung kippt, es segelt sich aber bei dieser sternenklaren Nacht weiterhin herrlich.
8:15 Uhr: Der Wind nimmt ab, das Groß schlägt im Wind, wir fahren nur noch 2kn, also Segel runter und Motor an. Die letzten 13sm übernimmt der Motor. 10:13 Uhr Überquerung des Nullmeridians bei 49°30,1’N. 10:30 Uhr strömt es wieder mit 1kn mit uns, Wind aus SO mit 5kn – Segeln lohnt nicht mehr. Schon von weitem ist der Turm der St. Jospeh– Kirche sichtbar, davor der Stadtstrand. 11:05 Uhr liegen wir nach 71sm im Becken Ause de Joinville der Maria Le Havre am Besuchersteg. Die Sonne scheint, es sind bei leichtem Wind angenehme Temperaturen. Jörg meldet sich beim Hafenmeister an. (Liegegebühr hier 39€). Nach einen bisschen Austrudeln gibt es Mittag an Bord – heute 3-Topf-Menü (Königsberger Klopse, Gemüse und Kartoffelpüree).

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Wir sind an der Mündung der Seine, die hier eine Breite von über 5km hat.
Le Havre wurde nach den schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg nach Plänen des Architekten Auguste Perret mit einem Team von 60 Architekten von 1945 bis 1954 wiederaufgebaut. Der Stadtkern mit seiner charakteristischen modernen farbigen Betonarchitektur wurde als einziges Stadtensemble des 20. Jahrhunderts in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen (Juli 2005).
Uns erinnern die Straßen an die „Stalin-Allee“ bzw. an Eisenhüttenstadt. Hier das Rathaus und eine typische Straße, wie es im Zentrum viele gibt.

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Wir besichtigen die Kathedrale Notre-Dame (16. Jahrhundert) neben dem Justizpalast das einzige aus der Vorkriegszeit erhaltene Gebäude im Zentrum. Weiter das Kulturzentrum, entworfen von dem Brasilianer Oscar Niemeyer (fertiggestellt 1972), genannt de volcan, z. Z. wegen Sanierung geschlossen. Danach die das Stadtbild beherrschende Kirche St. Josef. Sie wurde nach Perrets Plänen zwischen 1951 und 1956 aus Beton errichtet, und im Folgejahr eingeweiht. Die Kirche gilt als Meisterwerk des Architekten. Den Baukörper bildet ein durch tausende Glasbausteine farbig ausgeleuchteter 107 m hoher Betonturm. Der Kirchturm erinnert an die Zerstörung, aber auch an einen Leuchtturm. Als Kirche etwas ungewöhnlich, aber durchaus interessant, vor allem der Blick in den Turm.

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Nachmittags hatten wir Sonnenschein, gegen 18:00 Uhr fängt es an mit regnen. Wir haben es gerade noch bis zum Boot geschafft. Abendbrot also an Bord. Es wäre zwar noch einiges zu besichtigen, ja aber alles kann man nicht haben. Es regnet nach dem Abendbrot weiter, im Salon lässt’s sich’s auch gut sitzen und Rotwein trinken.

20.8. (Donnerstag):
7:15 Uhr wird abgelegt, das ist die Zeit, die Jörg berechnet hat, um die Strömung so günstig wie möglich zu haben. Nach 20min haben wir den Hafenbereich von Le Havre verlassen und setzen die Segel, Groß und Fock beides voll. Es regnet, wie schon die ganze Nacht. Bei Wind aus W mit 11kn segeln wir raumschots einen Kurs von 330°, mit 1,2kn werden wir geschoben. Nach 2½h ist der Regen vorbei, es bleibt aber bedeckt. Jetzt sleckt es, also beide Geschwindigkeiten sind gleich. Ab 12:30 kommt die Sonne mehrfach durch, der Wind aus SSW mit 11kn und die Strömung 2,7 kn bringen uns mit 7kn voran – wunderbar, so segelt es sich sehr angenehm. Wellen sind auch kaum vorhanden. Nach 53 gesegelten Seemeilen lässt der Wind auf 4kn nach, für die letzten 5sm wird der Motor benutzt. Die Sicht war gut, wir sind an der 120km langen Kreideküste der Cote d‘ Albatre entlang gesegelt, 60 bis 120 m tief fallen die Kreideklippen zum Ärmelkanal ab. 17:45Uhr sind wir an der Hafeneinfahrt von Dieppe, die Einfahrt ist mit 3x rot übereinander gesperrt. Also Kreisedrehen bis das Einfahrtssignal kommt, 18:15 Uhr am Schwimmsteg der Marina fest. 58sm sind es heute insgesamt geworden.

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Abends noch ein kleiner Stadtbummel zum Füssevertreten, wir laufen die Straße „Henri IV“ direkt an der Marina und die „Rue Grande“ entlang, beides sehr schöne Straßen zum Bummeln und Restaurantbesuchen. Reederpaläste zeugen vom einstigen Reichtum der Stadt als Metropole des Elfenbeinhandels.

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21.8. (Freitag):

Hafentag in Dieppe. Heute schauen wir uns die Stadt ausführlich an. Vormittags bummeln wir durch das Zentrum und die vielen Einkaufstraßen, es gefällt uns hier sehr gut. Die Kirche Staint Jacques ist ein gewaltiges Gotteshaus. Überreiches Dekor an der Außenfassade stammt aus der Gotik, das Innere ist von der französischen Frührenaissance des 16. Jahrhunderts geprägt.

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Die Kirche Saint Remy hat eine imposante klassizistische Fassade, ist aber stark renovierungsbedürftig und z. Z. geschlossen.
Mittags entscheiden wir uns für Muschelessen, es schmeckt super. Egon ist nicht dabei, da er sich heute für eine längere Wanderung entschieden hat. Anschließend brauchen wir mit unseren vollen Bäuchen eine Mittagsruhe an Bord.

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Gegen 16:00 Uhr ist es zwar immer noch sehr heiß in der Sonne, trotzdem wollen wir noch einiges besichtigen. Zuerst lockt die Seefahrtskirche Notre-Dame-de-Bonsecours vor allem wegen des schönen Blicks über die Stadt. Man erreicht sie über einen steilen Aufstieg. Zurück erleben wir, wie eine Drehbrücke bewegt wird, um die Schiffe in das Bassin de Paris zu lassen. Ist eine tolle Technik.

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Nun fehlt uns das mittelalterliche Schloss von Dippe. Die Burg ist Inbegriff königlicher Macht vom 15. Jahrhundert bis zur französischen Revolution. Heute dort ein Schlossmuseum, wo besonders das Schnitzwerk aus Elfenbein ausgestellt ist. Uns begeistert der Bau aus roten Ziegeln und besonders der Ausblick.

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Mit tollen Eindrücken kehren wir zum Boot zurück, genießen den lauen Abend und bereiten uns auf den morgigen Segeltag mit entsprechenden Berechnungen für den zeitlichen Ablauf vor.