Von Swinemünde nach Stettin, Mastlegen, nach Garz, über die Friedrichsthaler–Hohensaatener–Wasserstr. und den Oder–Havel-Kanal, durch Berlin zum WSV 1921 e.V.
12.9. (Sonnabend):
Auch heute 7:30 Uhr Frühstück, dann geht es zuerst durch die Dwina und dann durch den Kaiser-Kanal (Kanal Piastowski) mit dem Motor. Am Ausgang des Kanal setzen wir die Segel (Groß + 1x gereffte Fock). Der Wind kommt mit 11 bis 15kn aus OSO, also kreuzen. Das machen wir über das gesamte Oder-Haff, wobei keine langen Schläge möglich sind. Die polnischen Fischer haben dicht an der Fahrrinne ihre Netze gespannt und dies durch flatternde Fähnchen gekennzeichnet – als gefühlt 30x Wenden. Außerdem ist in der Fahrrinne der Berufsschifffahrt auszuweichen und davon war einiges unterwegs.
12:30 Uhr ist Tzrebiez (Ziegenort) querab, der Wind nimmt auf 8kn ab und wir geben das Kreuzen auf. Motor und „Gustav“ übernehmen, die Segel werden geborgen. Dann serviert Ines ihr gekochtes Mittagessen (schmeckt wie immer lecker). Inzwischen zeigt sich die Sonne – vorher war der Himmel bedeckt – und die Crew kann sich hinter dem Sprayhood noch etwas sonnen. Die Fahrt zieht sich hin, uns entgegen kommen viele Segler, die bei diesen Windverhältnissen gut segeln können. Schade, dass es bei uns eine Motorbootfahrt ist. 17:05 Uhr erreichen wir die Marina Hotele und können uns gleich unter dem Kran anbinden. Mit dem Hafenmeister wird für morgen 10:00 Uhr das Legen des Mastes vereinbart. Somit heißt es heute arbeiten, zuerst die Segel abschlagen und alles ordentlich zusammenlegen und verstauen, den Großbaum abbauen,…..
Zwischendurch Abendessen im Marina-Restaurant, Fisch ist lecker und preiswert.
Der Liegeplatz kostet für uns 114Zł (das ist das 3-fache von Swinemünde und auch nicht mehr Komfort), aber wir können hier an einem ordentlichen Kran unseren Mast legen.
13.9. (Sonntag):
6.00 Uhr klingelt der Wecker, Jörg bereitet weiter das Mastlegen vor. Frühstück dann zwischendurch. 9:30 Uhr kommt der Kran-Chef, es ist alles fertig und das Werk kann beginnen. Der Wind ist unangenehm kalt, aber es wird professionell gearbeitet. Nach einer halben Stunde liegt der Mast, 150Zł kostet es. Nun kommen noch die Feinarbeiten. Gegen 12:00 Uhr ist alles fertig, wir können die Heimfahrt mit gelegtem Mast antreten. Heute fahren wir nur bis Garz, wo wir nach 4h anlegen. Die Grenze Polen/Deutschland passieren wir ½ h vorher. Die Fahrt auf der West-Oder ist wieder schön, die Sonne scheint und die Temperatur ist mit über 20°C angenehm. Ein kleiner Bummel durch Gartz zum Beinevertreten und dann einfach an Bord sitzen. Abendbrot gibt es heute an Bord, mittags haben wir uns heute Eisbein mit Sauerkraut und Kartoffelpüree gemacht – unser Sonntagsmenü. Liegegebühr hier 14€ inkl. Strom. 19sm sind wir gefahren. Da Niedrigwasser ist, informieren wir uns über die Pegelstände und hoffen, nach und durch Berlin mit unserem Tiefgang von 2m durchzukommen.
14.9. (Montag):
Frühstück 7:30 Uhr, noch etwas im Ort einkaufen und 8:18 Uhr wird abgelegt. Die Sonne scheint, die Natur zu sehen, ist wieder sehr schön. Nach 20min erreichen wir die Friedrichthaler-Hohensaatener– Wasserstraße, auch die Kanalfahrt macht Spaß, immer wieder gepflegte Häuser, Wiesen mit Kühen, Pferden, Schafen und auch Rehe. Wälder ziehen sich an den Oder-Hängen hinauf. Vorbei an Stolpe mit dem bekannten Stolper Turm zur Schleuse Hohensaaten-West, die wir nach einer ½h passiert haben. Nun beginnt der Oder-Havel-Kanal, auf dem wir auch morgen noch fahren werden. Zuerst schauen wir uns den Fortschritt beim Bau des neuen Schiffshebewerkes an. Ins alte Schiffshebewerk kommen wir ebenfalls ziemlich schnell, ein Schuber liegt schon drin und für uns drei Sportboote wird es etwas eng. Der Blick nach unten ist dieses Mal für uns gut möglich.
16:00 Uhr ist alles passiert und weiter geht es den Kanal entlang. Heute mit einen Super-Blick voraus in Richtung untergehende Sonne. 20:00 Uhr entscheiden wir nicht bis zur Schleuse Lehnitz zu fahren, sondern an einem Parkplatz für die Berufschifffahrt zwischen 2 Pfählen festzumachen. Wir haben dort eine ruhige Nacht. 52sm in 12h und 2 Schleusen, ist auch genug für heute.
15.9. (Dienstag):
Frühstück wieder 7:30 Uhr, dazu diese Stimmung im Kanal. Ablegen um 8:00.
Früh ist es noch kalt, Ines braucht dicke Handschuhe beim Steuern.
9:15 Uhr erreichen wir die Schleuse Lehnitz und sollen uns auf 40min Wartezeit einrichten. Es geht aber schneller, weil 2 Boote der Wasserpolizei nach oben geschleust werden. So sind wir heute alleine in dieser großen Schleuse und können bereits ab 9:45 Uhr die Weiterfahrt antreten. Zuerst über den Lehnitz-See und dann weiter über den Oder-Havel-Kanal. 11:30 Uhr sind wir auf der Havel, eine Stunde später auf dem Tegeler See. Beim Nachlesen der alten Unterlagen die Erkenntnis, die Schleuse Plötzensee ist Mo und Di geschlossen. Im Internet finden wir das bestätigt, also gleich Umweg über Spandau und Charlottenburg fahren. Beide Schleusen konnten wir ohne große Zeitverzögerung passieren. Und weiter geht’s auf der Spree durch Berlin Mitte. Wie üblich sehr viele Fahrgastschiffe unterwegs, vor jeder Brücke über UKW anmelden und eventuell warten auf den Gegenverkehr. Da wir „bergauf“ fahren, sind wir wartepflichtig. Wir sind froh hinter der Mühlendamm-Schleuse, diesen Trubel hinter uns gebracht zu haben. Für uns zu flache Stellen gab es unterwegs doch nicht, eine Sorge hat sich im Nichts aufgelöst. Trotz des teilweise 0,5 m tieferen Wasserstandes hatten wir nirgends weniger als 2,5m Wassertiefe, natürlich immer brav in Fahrrinnenmitte.
Und nachmittags muss es wieder mal regnen, es schüttet sogar zeitweise – also werden Ölzeug und Stiefel gebraucht. In Köpenick ist der Regen vorbei und die Sonne scheint, das letzte Wegstück bei gutem Wetter. 18:00 Uhr haben wir unsere Kreuz As blue in unserem Stand im Heimathafen angebunden. Die letzten 40sm in 10 Stunden. Noch ein bisschen quatschen, dann wird Ines von Olaf abgeholt und wir sind allein an Bord. Abends ist es angenehm warm, so können wir den lauen Abend in der Plicht sitzend genießen.
Ein großes Abenteuer hat glücklich seinen Abschluss gefunden.