3. Woche Kristiansand zum Lysefjord

Sonntag, 1.6.2014:

Es ist jetzt 21:15Uhr und die Sonnenstrahlen wärmen hier immer noch. Ein herrlicher, sonniger Sonntag nähert sich seinem Ende. Wer meint da, wir fahren in den kalten Norden?!? Die Wetterinformation sagt uns, dass es zu Hause z.Z. kälter ist als hier. Ja Hafentag in Kristiansand– was haben wir unternommen: nach dem Frühstück, Haareschneiden, Liegeplatz bezahlen (die Gebühr hat sich über Nacht verdoppelt – gestern war Vorsaison, heute Saison – aus 130 NKR wurden 260 NKR), gemütlicher Stadtbummel, Mittagessen an Bord, Sonnen, Jörg bereitet den Bugkorb zum Schweißen vor, Hillu macht einen weiteren Stadtbummel, Sonnen und Campari-Orange genießen, Abendbrot, Sonnen, Wetter-und Windinformationen aus dem Internet laden, Bericht für die Homepage schreiben.
Etwas zu Kristiansand. Es ist die Hauptstadt des sogenannten „Südland“, die fünftgrößte Stadt Norwegens. Die Stadt wurde wie ein Schachbrett mit 54 quadratischen Feldern angelegt.
Die charakteristischen weißen Holzhäuser, im Stadtteil Posebyen, was etwa „Taschenstadt“ bedeuten soll, habe ich mir heute Nachmittag angesehen. Dabei auch in einer Metodistenkirche einem Gospelgesang gelauscht. Weiter Richtung Marktplatz mit der Domkirche. Die in der Nähe des Hafens liegende Festung Christiansholm war ein weiteres Ziel meiner Besichtigungstour.

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Wind gab es heute aus SO mit 2-3Bft, gegen Abend auf SW drehend mit 1Bft. Abends gegen 21:00 Uhr wärmen die Sonnenstrahlen immer noch, 23:00 Uhr ist es hell – ein irres Licht um diese Zeit!!

Montag, 2.6.:

Jörg hatte das richtige Händchen beim Anquatschen von Motorbootfahrern in Lillesand. Er hat den Besitzer einer Offshore-Firma angesprochen, und die können natürlich Niro schweißen. Gegen 8:30 Uhr ist Jörg mit dem Bugkorb und dem abgebrochenen Befestigungsbolzen zu der Firma gelaufen. Dort angekommen wurde ihm sofort geholfen. Und ohne Geld für die Arbeit zu nehmen, wurde er mit dem Auto zurück zum Stadthafen gefahren. Bis 11:15 Uhr war alles angebaut und los ging’s. ½ h Motorfahrt, dann setzen wir die Segel und kreuzen gegen den aus SW mit 2 bis 3Bft kommenden Wind: Hillu am Steuerrad und Jörg an den Schoten. Immer wieder kleine und große Felsen des Schärengartens vor Kristiansand neben uns und schöne Häuser am Ufer. 13:00 Uhr haben wir das offene Meer erreicht, es muss aber weiter gekreuzt werden, jetzt mit der Windselbststeueranlage. Windrichtung bleibt SW, genau dorthin wollen wir. Bei 1 bis 2Bft geht es nur langsam vorwärts (durchschnittlich mit 3,5kn). Bei SO – wie in der Vorhersage – wären wir sicher schneller am Ziel.

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Nach 16 aufgekreuzten Seemeilen wird die Gegenströmung immer stärker und der Wind schwächer. Um noch bei Licht anzukommen, werden die Segel eingeholt. Motor und „Gustav“ bringen uns die restlichen 13,5sm nach Mandal, vorbei an vielen glattgeschliffenen, manchmal auch kantigen Felsen noch in den Schären Norwegens. Am beeindruckendsten ist das Leuchthaus Ryvingen auf einer ockerfarbenen Felseninsel, die wir stb umfahren.

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Ein erneuter Segelversuch ist wenig erfolgreich. Backbord viele weitere Inseln, man fühlt sich wie an der kroatischen Küste.19:15 Uhr liegt unser Boot festvertäut im Gästehafen längsseits am Steg. Nur ein kleiner Hafenrundgang, zu mehr fehlt die Lust. Den Hafen beherrscht das Kulturhaus, das eine Bibliothek, Kino und Theater-und Konzertsaal unter einem Dach hat, und eine neue futuristische Brücke. Der Aussichtspunkt „Uranienborg“ mit seinem Pavillon wäre sicher ein lohnendes Ziel mit dem Blick über die Stadt, aber heute nicht mehr. 22:00 Uhr sind es 20°C im sehr ruhigen, windgeschützten Hafen. Liegegebühr 135NRK (die Vorsaison gilt hier bis 15.6.).

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Dienstag, 3.6.:

Heute kann ich über einen Supersegeltag berichten. Die Wettervorhersage hatte uns zwar Wind aus West versprochen, der war es aber nicht. Gleich nach der Hafenausfahrt setzen wir die Segel, der Wind kommt mit 3 bis 4Bft aus OSO. Raumschots können wir mit 7,5kn aus dem Schärengürtel herausfahren. Ab 9:00Uhr kann der Kurs von 270° mit Wind aus Ost anliegen.

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In gehörigem Abstand (es ragen immer mal kleine Felsspitzen aus dem Wasser) segeln wir die norwegische Südküste entlang. Unser eventuelles 1. Ziel, Lillehavn, haben wir schon 10:20 Uhr erreicht. (dabei hatten wir an Westwind und Aufkreuzen gedacht).
An Kap Lindeness (südlichster Punkt des norwegischen Festlandes) rauschen wir 10:45 Uhr mit 8,5kn vorbei. Mit „Mümmelmann“ wird angestoßen, ab jetzt ist unser Generalkurs für lange Zeit in nördliche Richtungen.

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11:15 Uhr nehmen wir die Fock weg, es bleibt bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit über 8kn. Die Küste wird immer flacher und grüner. Auch unser 2. Ziel, Lista Havn, lassen wir aus, da wir mittags schon dort sind. 13:30 Uhr nimmt der Wind in Böen auf 7Bft zu, das Groß reffen wir 2mal und weiter geht es mit um die 8kn. Ab 14:00 Uhr stabilisiert sich der Wind auf rund 5Bft, zum 2xgerefften Groß nehmen wir die Fock dazu, auch jetzt mit 8kn Durchschnittsspeed. 16:00 Uhr erreichen wir den Egersund, 16:30 Uhr bergen wir die Segel und 17:00 Uhr liegt unser Boot längsseits im Gästehafen von Egersund. Einkaufen ist hier günstig – gleich in Hafennähe gibt es einen großen Supermarkt. Jörg repariert eine Segellatte, die bei einer ungewollten Halse trotz Bullentau gebrochen ist. Segellatte raus, Segeltasche aufschneiden, abgebrochenes Stück rausfädeln, Segeltasche zunähen, mit Harz und Glasmatte Latte reparieren und über Nacht aushärten lassen.
Morgen soll ein Hafentag werden, egal wie der Wind ist. Es gibt noch einiges zu erwandern in Egersunds Umgebung.
Für die 62sm von Mandal nach Egersund haben wir 8½h gebraucht, ein Durchschnitt von 7,3 kn.
Liegegebühr hier 175NKR. Und so ist unser Blick 21:45 Uhr vom Boot:

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Mittwoch, 4.6.:

Wandertag – in der Touristeninformation die Empfehlung: einer der schönsten Wanderwege der Region sei an der alten Schmalspurstrecke der Järenbahn entlang von Egersund bis zum Bahnhof Hellvik. Drei Stunden Wanderung liegen vor uns. Die Sonne scheint und der Weg lohnt sich. Es ist ein herrlicher Spaziergang in einer spektakulären Landschaft. Zuerst blicken wir auf den Egersund, den wir morgen entlang fahren, und die Insel Eigeröy. Ein Ausblick schöner als der andere. Dann durch eine charakteristische Magma-Landschaft mit idyllischen Bergseen – es fällt schwer, Bilder auszuwählen. Vom Bahnhof Hellvig sind wir mit dem Zug in 10 min zurück in Egersund.
Mittagessen an Bord, Ausruhen und ein kleiner Spaziergang ins Zentrum der Stadt, eine historisch gut bewahrte Holzhaussiedlung (bis zu 160 Jahre alte Holzhäuser), in der kleine Fachgeschäfte Seite an Seite in gemütlichen Fußgängerzonen liegen.

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Abends heute etwas Regen, es bleibt aber warm, Lufttemperatur 18°C. Habe gerade etwas Interessantes gelesen: Vor Eigeröy ist ein amphidromischer Punkt = Nullpunkt in Bezug auf die Gezeiten im Meer, hier neutralisieren sich die Gezeitenwellen aus dem englischen Kanal und dem schottischen Norden. D. h. in Egersund gibt es keinen Unterschied zwischen Ebbe und Flut.

Donnerstag, 5.6.:

Als wir 8:15 Uhr ablegen wollen, geht das leider nicht. Wir bekommen keinen Gang geschaltet – also bauen. Jörg stellt fest, dass die Einhebelschaltung ausgenuggelt ist und klemmt sie mit einer Schraube an. Nach einer halben Stunde kann es dann losgehen. Bei heute total bedecktem Himmel fahren wir mit dem Motor 1 h durch den EgersundStb bleibt Eigeröy mit seinen prächtigen Häusern, Wiesen,… und bb unser gestrige Wanderweg. Bei der 22m hohen Brücke sah es lange so aus, als würden wir nicht durchpassen.

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Nach 4sm erreichen wir das offene Meer, setzen Groß und Fock. Bei Wind aus OSO mit 2 bis 3Bft, Kurs 300° heißt es platt vor Laken fahren. Ab 11:15 Uhr ist das Segelvergnügen zu Ende.
Es kommt der angekündigte Regen, allerdings mit Wind aus W bis NW mit 0 bis 2Bft (der war nicht vorhergesagt). Wir fahren entlang der sehr flachen Küste von Jären, die durch Landwirtschaft geprägt ist. Sie ist die Speisekammer Norwegens, aber auch einer der gefährlichsten Küstenabschnitte mit vielen Leuchtfeuern wegen des vielen Gerölls und der Felsen im Wasser.
Jörg angelt unterwegs seine 1. Makrele. Vorbei am sehr schönen unter Denkmalschutz stehendem Leuchthaus Feistein, das man zu Urlaubszwecken mieten kann und im weiten Bogen um Järens Ref. Und immer im Dunst und starkem Regen. 14:30 Uhr hört es zwar auf mit regnen, aber Windrichtung und –stärke ändern sich nicht. So müssen heute Gustav und der Motor arbeiten. Unsere Windselbststeueranlage haben wir übrigens „Guste“ getauft – sollte was Weibliches sein!
Nach 34sm in 7¼h legen wir in Tananger an, der Himmel ist bedeckt, die Luft hat nur 15°C. Es regnet immer mal wieder, in einer längeren Regenpause laufen wir um den Hafen, um uns etwas die Beine zu vertreten.

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Freitag, 6.6.:

wetterstavager6.6..jpg  Wir laden erstmal den aktuellen Wetterbericht, entscheiden heute nach Stavanger zu segeln, da in den nächsten Tagen auch kaum Wind zu erwarten ist. 9:45 Uhr geht es los, mit Groß und Fock bei Windstärken um 1 bis 2Bft zwar nicht sehr schnell, aber immerhin nicht gegenan. Vorbei an einem Kran, Jörg meint, es wäre der größte transportable Wasserkran, den er je gesehen hat. Kurz vor dem Vagen von Stavanger das 2012 fertiggestellte Konzerthaus direkt an der Hafenkante. 13:30 liegen wir im Gästehafen neben dem Erdölmuseum längsseits. In fast 4h sind wir heute 13sm gesegelt.

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Nach dem Mittagessen und kurzer Pause die obligatorische Stadtbesichtigung: zuerst im Altstadtteil mit seinen vielen Geschäften und Restaurants, Marktplatz und Dom (der gerade von außen restauriert wird), und immer weiter auf der „blauen Promenade“ zum Konzerthaus, auch innen ein imposanter Bau. Durch die schöne Glasfront hat man eine weite Aussicht über Fjord und Fjell. Diese versperrt uns allerdings heute ein riesengroßes Kreuzfahrtschiff.
Und zurück durch die Altstadt mit ihren ehemaligen Kapitänshäusern – wunderbar gepflegt. Und für Kinder gibt es auch Spielplätze.

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Während ich am Computer sitze, spricht Jörg mit einem Segler aus Dänemark. Wir haben ihn schon in Egersund getroffen und vor Egersund überholt. Wir laden ihn zum Abendessen zu uns an Bord ein. Er ist mit einer 5,20m langen und 2m breiten Jolle unterwegs. Er kommt von der Westküste Dänemarks und hat die gleiche Route wie wir geplant. Er will über die ShetlandsFarös nach Island. An seinem Boot hat er an der Außenkante zusätzlich Kenterschläuche und innen Auftriebsschläuche, am Masttop einen Auftriebsbehälter gegen Durchkentern. An Bord hat er ein Einmannfloß von den Jagdfliegern und diverse Lebensmittel aus dem Flugbereich, die sich durch Zutun von Wasser selbst erwärmen und aufquellen. Natürlich auch diverse Sicherheitsausrüstungen, wie z.B. Epirb, AIS, wasserdichter Tablet-PC. Überholt haben wir ihn vor Egersund bei Windstärke 6 bis 7, da hatte er nur eine kleine Fock zum Segeln. Ein interessanter Mensch, ausgebildet als Kampftaucher der Marine, wollte (allerdings 6-mal erfolglos) von Dänemark nach England Windsurfen. Mal schauen, ob wir ihn irgendwo wieder treffen. Seine Philosophie: „Abenteuer ist, wenn man das Ende nicht kennt“.

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Und so sieht es von unserem Boot 22:30 Uhr aus.

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Sonnabend, 7.6.:

Heute ist kein Segelerlebnis möglich, dafür aber ein Naturerlebnis. Da nur sehr schwacher Wind ist, sind wir heute die 24sm in 5h nur mit dem Motor unterwegs. Die Sonne scheint am ganzen Tag vom blauen Himmel. Im Schatten sind  es 17°C, in der Sonne ist es oft kaum auszuhalten, die Wassertemperatur ist inzwischen auch 17°C. Wir fahren zuerst durch die 24m hohe Stavanger-Brücke, dann weiter nach NO vorbei an vielen kleinen und größeren Inseln, meist mit Hütten bebaut. Nach 1½h werden die Berge deutlich höher. Zuerst sind wir in dem Högsfjord unterwegs, dann biegen wir in den Lysefjord ein. Bald ragen die Felsen neben uns senkrecht nach oben. Und nun heißt es schauen wo ist der weltbekannte Preikestolen, auf welchem Felsen sind Menschen als kleine Punkte zu erkennen? 604m ragt dieser besondere Fels mit dem im rechten Winkel zu den senkrechten Felsen liegenden Plateau nach oben. Überall in den Felsen tiefe Spalten und Wasserfälle und natürlich auch Ausflugsdampfer.

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Ich habe die Bilder von 2012 herausgesucht, damals sind wir zum Prekestolen gewandert.

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Wir drehen nach 1sm um und fahren zu der Ankerbucht Dörvika im Lysefjord, 13:45 Uhr fällt der Anker auf 10m Tiefe, gräbt sich gleich gut ein und wir schwojen bei wechselnden leichten Winden in dieser Idylle.
Und wie schon an den anderen Abenden scheint bis nach 21:30 Uhr die Sonne und wärmt auch noch gut.

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