7.Woche nach Heimaey (Vestmannaeyjar-Inseln), Grindavik (Island) mit Besuch der Blauen Lagune

Sonntag, 29.6.2014:

Zur Nachtwache lösen Jörg und Detlef sich ab, 4:30 Uhr der richtige Landfall, Skardsfjara ist direkt vor uns. Bei Wind aus NW bis NO segeln wir an der isländischen Südküste entlang, ab 7:00 Uhr muss für 4h der Motor arbeiten.
10:00 Uhr ist Vik i Myrdal querab und bald sind wir am Kap Dyrholaos. Beeindruckend die 120m hohen Basaltwände mit unzähligen Säulen, wie Orgelpfeifen nebeneinandersehend. Durch das Tor an der Südspitze werden Fahrten für Touristen unternommen. Wir fahren durch die Felsen hindurch, Wassertiefe 11m. Das Kap ist ein 5km² großes Naturschutzgebiet mit brütenden Seevögeln und einen schwarzen Lavastrand. Im Hintergrund die Gletscherregion des Myrdasjökull, der mit einer Fläche von 701km² der viertgrößte des Landes ist.
Und dieser Bursche nutzt auch den Platz in der Nähe der Brutgebiete.

Ab 11:30 Uhr geht es weiter mit dem Segeln, Wind aus NNW bringt uns mit 5,5kn in westlicher Richtung voran, ab 14:00 Uhr dreht der Wind auf West, d. h. kreuzen bei Windstärken von 3 bis 4Bft. Stb liegen die Gletscher des Eyjafjallajökull, der 2010 durch seinen Ascheregen zu Ausfällen im internationalen Flugverkehr geführt hat. 19:00 Uhr erreichen wir die Einfahrt in den Inselbereich von Vestmannaejar (Westmänner-Inseln). Imposante Felsen ragen steil aus dem Meer, die meisten Inseln unbewohnt. Heimaey – unser Ziel – ist die einzige bewohnte Insel. 1973 hier ein gewaltiger Vulkanausbruch, Lavaströme ergossen sich ins Meer. Das Verschließen der Hafeneinfahrt verhinderte man, indem 4 bis 5 Mio. Liter Meerwasser pro Minute zum Abkühlen auf die Lava gepumpt wurde. Hafeneinfahrt: stb die Inseln, bb der neue Vulkan Eldfell.

Und so brüten auch die Seevögel.

19:47 Uhr legen wir im Hafen von Heimaey bei Sonnenschein an.
Nach 3 Tagen und 11 Stunden haben wir die Vestmannajaer-Inseln (zu Island gehörend) erreicht – 410sm davon 313sm segelnd.
Die ETMALE für die 3 Tage sind: 123sm, 124sm und 116sm.
Ausruhen und die Ankunft genießen, ist angesagt. Aber daraus wird nichts. Schreck in der Abendstunde – die gesamte Elektrik fällt aus. Fehlersuche, Bastelstunde statt Abendbrot. Durch eine Schmorstelle in der Steuerleitung der Ankerwinsch hat sich die Winsch unkontrolliert eingeschaltet. Mit dem Ergebnis, dass das Relais, welches die Winsch schaltet, weggeschmolzen ist und dadurch die Batterien tiefentladen hat und alle anderen Geräte nicht mehr mit Strom versorgt wurden. Zum Glück ist der Antrieb der Ankerwinsch nicht zerstört, sondern nur das Relais und die Steuerdrähte sind zu ersetzen.
Nach 1½h kann die Notreparatur beendet werden, dann Abendbrot und mit Rotwein auf die erfolgreiche Fehlersuche und die gute Ankunft in Island anstoßen. Die Sonne scheint auch 22:30 Uhr noch.

Montag, 30.6.:

Morgens beginnt es zu regnen, der Luftdruck ist stark gefallen. Nach dem Frühstück heißt es für Hillu Klarschiffmachen, für Detlef und Jörg zum Hafenkapitän und Erkundigungen wegen des Ersatzes des defekten Relais einholen. Die Männer kommen mit einer Elektriker-Adresse zurück und mit der bezahlten Rechnung von 4000IKR
(1€ = 154 IKR) für die Liegegebühr. Diese ist aber nur einmalig zu entrichten, egal wie lange man bleibt. Der Elektriker kommt 13:00 Uhr und stellt fest, dass das Relais nicht reparabel ist. Organisiert uns eine Adresse in Reykjavik, wo wir ein neues Relais bekommen.
Nach dem Mittagessen trotz Regens Wanderung auf dem Lava-Feld. Inzwischen ist vieles von der fruchtbaren Lava schon mit Grün überzogen und tolle Lupinenfelder haben sich ausgebildet. 1/3 der Häuser der Stadt sollen noch unter der Lava liegen.

Weiter geht unser Weg zum Friedhof, dessen Torbogen 1973 weltweit bekannt wurde. Er ragte fast weiß aus der schwarzen Asche mit der Inschrift „Ich lebe und ihr werdet leben“ heraus. Die gegenüberliegende Kirche ist von einem dt. Architekten gebaut und soll zu den ältesten Steinbauten Islands gehören.

20:00 Uhr hört der Regen auf, die Berge ringsherum sind wieder zu sehen. Da für morgen Starkwind angesagt ist, werden wir noch einen weiteren Tag auf der Insel bleiben. Wir wollen morgen Mittag die aktuellen Wetterdaten laden und dann entscheiden, ob wir eventuell abends lossegeln – rund 68sm bis Grindavik. Dort in der Nähe ist die Blaue Lagune.

Dienstag, 1.7.:

Frühstücken, Tanken (Wasser und Diesel) und dann ruft der Vulkan. Jockel und Hillu folgen dem Ruf, Detlef geht schwimmen und im Aquarium Fische angucken. Es ist eine sehr schöne Wanderung, leider beginnt es zu regnen und der Wind wird immer stärker. Aber wir schaffen es trotzdem bis auf den Gipfel des Eldfell. Das ist der 1973 neu entstandene Vulkan (227m hoch). Dabei hat man schöne Blicke auf den 5000 Jahre alten Vulkan Helgafell und die Stadt und den Hafen von Heimaey. Der Blick über die gesamte Insel wird durch den Regen leider etwas getrübt.

Seit 2005 werden einige Häuser freigelegt, das faszinierende, archäologische Projekt trägt den Titel „Pompeji des Nordens“.

Mittwoch, 2.7.:

1:30 Uhr legen wir ab, im Hafenbereich ist der Wind moderat. Gleich nach Verlassen des Hafenbereichs setzen wir die Segel – beides 2xgerefft. Der Wind nimmt sehr stark zu (auf 9 bis 10Bft), trotz drittem Reff ist das Boot nicht zu halten. Unseren geplanten Kurs von 290° verfehlen wir um 50°, die von windfinder.com vorhergesagte Windpause hat sich auf 2h verkürzt, wir fahren zurück. Vor dem Hafen, bedingt durch den Düsen-Effekt, erreicht der Wind 11Bft – die Kanten der Wellenkämme werden zu Gischt zerblasen. Wir sind froh, den Hafen zu erreichen, das Anlegemanöver klappt trotz des böigen Windes gut.
Ausschlafen, frühstücken, im Internet-Cafe mit einer Deutschen aus Berlin über ihr Leben auf Island sprechen (sie fühlt sich sehr wohl hier), Wetterdaten aus dem Netz laden und Mittagessen sind unsere nächsten Aktivitäten. Nachmittags besuchen wir zuerst das Aquarium und dann die Schwimmhalle mit Sauna und Außenbecken – auch Urlaub. Im Aquarium begrüßt uns zuerst ein Papageientaucher, der von der dortigen Chefin aufgezogen wurde und nun wie ein Haustier ist. Er ist ganz lieb und läßt sich streicheln. Ausgestopfte Vögel und interessante Fische sehen wir uns an.

Und im Hafen zerrt der Wind an den Leinen, nachts wird es nicht weniger und für Donnerstag ist wieder Starkwind aus West angesagt. Das Positive ist, dass der Luftdruck steigt.

Donnerstag, 3.7.:

Ja, wir sind eingeweht. Machen wir das Beste draus und das heißt wandern. Entlang der Westküste der Insel bis zum südlichsten Zipfel, der Halbinsel Störhöfdi. Der Wind bleibt sehr stark, schiebt aber auf dem Hinweg und die Sonne scheint vom blauen Himmel. Die Landschaft ist wie schon so oft imposant, zuerst laufen wir vorbei am Golfplatz in exponierter Lage. Dann Blicke auf die unbewohnten Nachbarinseln (u.a. auf die ab 1963 neuentstandene Insel Surtsey, die nur Wissenschaftler betreten dürfen), die Gischt der Wellen an der schwarzen Lavaküste, auf Enten mit ihren Jungen und die Gesteinsformationen.

Zurück die Straße entlang, ganz schön beschwerlich gegen den Wind und die Steigung. Ich war froh, dass ich per Anhalter mitgenommen wurde.
Nachmittags zum neueröffneten Ausstellungsgebäude, dort ein vom Ascheregen freigelegtes Haus als Hauptausstellungsstück und Dokumentationen zum Vulkanausbruch 1973 und zur Rettung der Einwohner der Insel.

Abends nochmal die Planung für den nächsten Tag. Wir begutachten die Wetterdaten und legen fest, morgen zeitig früh loszufahren.


Freitag, 4.7.:

Wir legen 6:00 Uhr ab, Kurs ist zuerst NW, der Wind kommt mit 4Bft aus N, mit jeweils 2xgerefftem Groß und Fock hoch am Wind. Der Himmel ist teilweise bedeckt, die Sonne scheint, die Sicht ist gut. Bb die Felsen der Insel Heimaey, stb Island selbst. Der Blick auf den Vulkan Eylafjallajökull ist schön.

Nach 1½h können wir raumer fahren, wind nimmt auf 5 bis 6kn zu. Gegen 9:00 Uhr dann das 3.Reff ins Groß, der Wind kommt weiterhin aus N mit 7 bis 8Bft, wir fahren möglichst nahe an der Küste. Hier sind die Wellen nicht so hoch. Und so bleibt es den ganzen Tag. 15:00 Uhr, nach gesegelten 61sm, sind wir vor der Hafeneinfahrt von Grindavik, Durchschnittsgeschwindigkeit heute 7,6kn. Beim Fahren in den Hafen müssen wir genau gegenan, das war Peeling pur für die Gesichtshaut. Das Seewasser spritzte nur so über das Boot. Nach ½h liegen wir im Fischereihafen an der Pier. An den Schwimmstegen ist leider kein Platz frei. Abends bläst es weiter, das Boot wird sehr hin und her bewegt. Und die Leinen werden sehr beansprucht, es ruckt die ganze Nacht. Die Wettervorhersage stimmte für heute!!!
Grindavik ist eine Industriestadt, geprägt vor allem durch einen großen Fischereihafen. Jetzt ist allerdings nicht mehr viel von der Fischerei zu sehen, alte Bilder sehen anders aus – mit vielen Kuttern im Päckchen liegend. In den 70-iger Jahren muss viel Heringsfischerei hier gewesen sein.

Sonnabend, 5.7.:

Zuerst zur Info, um vor allem etwas zur Umgebung zu erfahren und die Bus-Info zu vervollständigen. Die Windstärke bleibt bei 7 bis 8Bft, der Himmel ist bedeckt. Wir sichern das Boot nochmals mit Leinen. Und dann geht es 11:00 Uhr mit dem Linienbus zur Blauen Lagune. Der Eintritt mit ~40€ ist zwar recht happig, aber es lohnt sich. Es ist eben ein Highlight in Island. Das Wasser ist milchig-bläulich, die schwarze Lava ringsherum tut sein übriges für die Lichteffekte. 38°C ist die normale Wassertemperatur, es gibt aber Stellen, wo es wesentlich heißer ist. Das Wasser ist sehr mineralhaltig, gegen Hautkrankheiten hat man nachweislich heilende Wirkung festgestellt. Mit Kieselschlamm kann man zusätzlich Peeling machen. Relaxen für Leib und Seele!!!
14:45 Uhr mit dem Bus zurück (die 6km lange Wanderung durch altes Lavagestein wird wegen des Sturms abgewählt), Einkaufen und den Rückweg über das Cafe Bryggjan, ein sehr heimeliger Ort mit nautischen Equipment und Internet, um die neuen Wetterdaten zu laden. Sie sagen aus, dass wir morgen los segeln können. 17:30 Uhr sind wir an Bord, es ist immer noch um 7Bft aus Nord, das Boot wird immer noch vom Wind um 15° von der Pier weggedrückt. Aber trotzdem lässt sich das Abendbrot genießen und diesmal bei einem Gläschen Weißwein der Abend. Es ist schön, wenn man ein gut beheiztes Boot hat.

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