16.7.2012 (Montag): 7:45 Uhr legen wir heute ab, unser Ziel ist, Flam zu erreichen. Dazu führt uns der größte Teil des Weges weiter auf dem Sognefjord Richtung Osten. Wir bleiben am Südufer, der Fjord ist hier bis zu 4 sm breit, man kommt sich vor wie auf einem großen See, am Süd- und Nordufer hohe Berge, bewachsen bis zu den Gipfeln, die auch heute in Wolkenschleier eingehüllt sind. Auf den weiter entfernt liegenden Gipfeln Schneefelder. In den Einschnitten immer wieder Bebauung, grüne Wiesen, Wasserfälle. Eine Straße schlängelt sich entlang beider Ufer, die Berge oft untertunnelnd. Rasmus ist noch nicht freundlich zu uns, Wind mit 4 kn aus O. Also kostet es weiter Diesel und wir halten schon nach der nächsten Wassertankstelle Ausschau. Aber immerhin scheint die Sonne, die Wassertemperatur ist 16°C. Nach 3 Motorstunden haben wir hinter uns eine Regenfront, die Wind mit 26 kn bringt. Mit achterlichem Wind gleiten wir über den Fjord – vor uns die Sonne, hinter uns die Regenwand. Trotzdem entscheiden wir, in Vik zu tanken (allerdings nur an einer Straßentankstelle), sodass Jörg den 20 l Kanister 400m schleppen muss. Gleich nach dem Ablegen sehen wir in der Bucht eine größere Gruppe Schweinswale.
Nach 1 h erreichen wir Vangness mit der 22 m hohen Statue von Fridtjov (ein Geschenk von Kaiser Wilhelm II).

           

Dann kommt eine neue Regenwand mit Wind aus W. Der Sognefjord wird immer enger, die Berge höher und unter uns sind laut Karte 1300m. Am Ufer sind viele Obstplantagen zu sehen.
16:00 Uhr biegen wir in den Aurlandsfjorden ein, nach einer halben Stunde müssen Motor und „Gustav“ wieder arbeiten. Wir fahren an senkrecht abfallenden Felswänden vorbei, sehen viele, viele Wasserfälle und haben nach 2 h Aurland querab. Die Felsen hinter uns sind okerfarben bis dunkellila.

     

      


Nach 68 sm und 10½ h legen wir etwas geschafft in Flam am Ende des Aurlandsfjordes an. Zwei Kreuzfahrtschiffe sind dabei, das Fjordende zu verlassen.


17.7.2012 (Dienstag): Heute steht uns ein ereignisreicher Tag bevor. Die um 8:35 Uhr fahrende Flambahn (die Strecke ist eine der berühmtesten Eisenbahnstrecken der Welt und über 65 Jahre alt) von Flam nach Myrdal und zurück nehmen wir (720 NOK sind für uns beide zu berappen). Wir hatten gehofft, dass so früh noch nicht so viele Touristen unterwegs sind, aber weit gefehlt. Drei Kreuzfahrtschiffe haben früh in der Bucht festgemacht und ihre Passagiere „ausgekippt“.

      

Die Fahrt mit der Bahn dauert jeweils 55 min, dabei werden in 20 km 864 Höhenmeter überwunden. Am Haltepunkt Kjosfossen gibt es jeweils einen Fotostopp von 5 min, abwärts sogar mit „Sirenengesang“. Man fährt u.a. durch einen sich im Inneren des Berges windenden Tunnel und hat einen atemberaubenden Blick auf die Landschaft. Ich lasse einfach wieder die Bilder sprechen. Eigentlich wollten wir die letzten 6 km abwärts laufen, dazu hätten wir den Schaffner aber Bescheid sagen müssen. So hat der Zug nicht gehalten und die Wanderung ist ausgefallen.

      

       

       


       

         

       


In Flam haben wir uns das Flam-Museum, in dem sehr beeindruckend der Bau der Bahnstrecke mit den 20 Tunneln dargestellt wurde, angesehen.

      


Gegen Mittag sind wir Richtung Gudvangen aufgebrochen.

  


Da wiederum kein Wind ist, haben wir entschieden, in Aurland zum Tanken anzulegen. Wieder nur eine Straßentankstelle, von der Jörg dieses Mal 30 l in Kanistern zum Boot geschleppt hat, während ich für Essen- und Trinken- Nachschub gesorgt habe. Von Aurland haben wir eine Stunde gebraucht, bevor wir in den Näröyfjord einbiegen konnten.

        


Dieser ist seit 2005 auf der UNESCO-Liste über das schützenswerte Welterbe und weißt eine wilde Dramatik auf (die Werbung übertreibt nicht!!). Wasserfälle ohne Ende (ich weiß nicht, wie viele ich fotografiert habe)- manche davon so lange im freiem Fall, dass sie zerstäuben- , in 30 m Abstand von uns senkrechte über 1000m hohe, dunkelgraue bis schwarze Felswände, dann wieder bis in die Spitzen der Gipfel mit Bäumen bewachsene Hänge mit Schneefeldern. Viele Kanuten sind auf dem dunkelgrün schimmernden Wasser unterwegs. Am Ufer oft Geröllfelder, auf denen schon die ersten Bäume wachsen und unnatürlich grüne (grasgrüne!!!) Wiesen.

        


        


      


Auf einer Untiefe im Fjord entdecken wir einen Seehund, der dort faul herumliegt. Im Wasser ein weiterer Außenbordskamerad, der offensichtlich keinen Platz auf den Stein hatte und so immer herum schwamm.

     

Der Fjord windet sich auf einer Länge von 12 sm kurvenreich durch die Felsen. Nach 2 h legen wir am Ende des Fjords in Gudvangen an einem Schwimmsteg an – wir sind wieder mal das einzige Segelboot. Der Spaziergang im Ort fällt sehr kurz aus, während es den ganzen Tag sonnig war, hat uns wohl die Regenfront (siehe DWD-Wetterkarte) eingeholt.

     

Es regnet bis 22:00 Uhr ununterbrochen, dann können wir wieder die blanke Idylle erleben.

      


18.7.2012 (Mittwoch): 8:00 Uhr, es ist immer noch himmlische Ruhe. Nur die Dreizehenmöven, die auf dem Felsen nebenan eine Brutkolonie haben, schreien und ein paar Schafe blöken.

       

8:30 Uhr ist das anders, die ersten Busse kommen und der Fährbetrieb beginnt. Unser Boot schaukelt tüchtig in den Wellen.
Wir starten unsere Wanderung mit dem Ziel „Magische Grotte im Näröydal“. Laut Info 6,5 km in Richtung Voss, wir laufen entlang der Straße, daneben ein Fluss, der manchmal wild und manchmal gemächlich fließt. Seine Geräusche werden aber meist vom Lärm besonders der Busse und LKW’s übertönt, die die E16 entlang donnern, da Flam und Gudvagen inzwischen durch 5,1 km und 11,4 km lange Straßentunnel verbunden sind und dann weiter vom Flam nach Lärdal ein 24,5 km langer Tunnel.


Das Tal ist sehr schön, wieder hohe Felsen, viele Wasserfälle, aber heute begeistert uns besonders der Fluss. Am Weg finden wir Walderdbeeren. Nach 8 km bergauf geben wir die Suche nach der Grotte auf und laufen den gleichen Weg wieder zurück.

        

       

      

An Bord angekommen legen wir schnell ab und fahren durch den Näröyfjord, der uns natürlich wie gestern begeistert. Es ist bewölkt, die Sonne scheint, die Temperaturen sind angenehm, aber es ist kein Wind. Heute guckt der Stein, auf dem gestern der Seehund lag, nicht aus dem Wasser. Nach 1¾ h verlassen wir diesen imposanten Fjord und biegen in den Aurlandsfjord ein, nach weiteren 6 sm haben wir den Sognefjord wieder erreicht. Wir fahren am südlichen Ufer entlang, denn das Ziel für heute ist Vik. Vorbei wieder an Fritjof und an vielen Obstplantagen. Nördlich sehen wir den großen Ort Badestrand und die Einfahrt zum Fjärlandsfjord.

      

Die Wassertemperatur im Sognefjord ist 16°C, es ist kaum Wind und angenehm warm. Kurz vor dem Ziel schwimmt eine Gruppe Schweinswale neben uns. Nach 6 h mit dem Motor legen wir am Holzpier von Vik an, immer noch bei Sonnenschein. Neben uns ist die Schnellbootpier, deren Boote tüchtigen Schwell verursachen. Zum Glück haben wir die Festmacher sehr lose gebunden, so dass Kreuz As wie eine Ente den Schwell verarbeiten kann. Nach dem Abendessen gehen wir zur Touristeninfo und können draußen vor der Tür WLAN frei nutzen.
Danach laufen wir zuerst durch den denkmal-geschützten Teil mit den alten, gut restaurierten Fischerhäuser von Vik. Dann geht es rund 1 km zur Hopperstad Stabkirche, die in der 1. Hälfte des 12 Jahrhunderts gebaut wurde und damit zu den ältesten Stabkirchen Norwegens zählt. Besonders sind die Holzschnitzereien am Westportal (romanisch) sehenswert. Ins Innere können wir wegen der fortgeschrittenen Zeit nicht.

        


      


Beim Rückweg scheint die Sonne auf die schneebedeckten Gipfel und die Wolken färben sich rötlich über den Bergen.

      


19.7.2012 (Donnerstag): Wir legen 7:30 Uhr ab, die Sonne scheint, es ist leicht bewölkt, wir haben 17°C. Wir haben beschlossen, weiter Richtung Westen zu fahren, die Nebenarme des Sognefjords Sogndalsfjord, Lysterfjord, Ardalsfjord, Lärdalsfjord und Fjärdalsfjord ( um nur die größten zu nennen), können wir nicht mehr in unserem Programm aufnehmen. Gefrühstückt wird unterwegs mit wärmender Sonne im Rücken, Wind ist schwach. Ab 9:30 Uhr versuchen wir zu segeln, meist muss aber der Motor unterstützend eingesetzt werden, weil wir nicht genügend schnell vorwärts kommen. Heute wird auch mal der Spinnaker gezogen. Wir sind weit und breit das einzige Boot, ab und zu taucht mal eine Fähre oder ein Kreuzfahrtschiff auf.

   

Da heute Seemannssonntag ist, gibt es mittags ein „Dreitöpfeessen“ – Hirschgulasch, Rotkraut und Nudeln. Die Sonne scheint und wir lassen die Seele baumeln bei der langen Fahrt über den Sognefjord.
14:00 Uhr verlassen wir nach rund 60 Seemeilen in einer Richtung an der Nase Rutletangen den Sognefjord und fahren in den Sognesjöen in Richtung SW. Der Wind kommt jetzt mit 10 bis 15 kn aus NW, die Wellen werden höher, da wir uns dem offenen Wasser nähern. Nach 8 h und 51 sm entscheiden wir, in die Bucht von Dingja einzulaufen. Heute bekommen wir kaum einen Platz – es ist inzwischen Saison. Die Wanderung zum Bergsee über die Fjell-Landschaft findet statt, am 9.6. hatten wir dazu keine Lust. Inzwischen hat der Wind auf W gedreht, wir hätten doch in die nächste Bucht fahren sollen, so wird es eine unruhige Nacht.

      

        

     


20.7.2012 (Freitag): 7:15 Uhr haben wir schon gefrühstückt und legen ab, heute wieder bei blauem Himmel, Sonnenschein und dem richtigen Wind. Der Motor wird nur zum An- und Ablegen benutzt. Ansonsten segeln wir meist mit achterlichem Wind (15 bis 20 kn, in Böhen bis 28 kn) aus N nach Süden. Wir haben uns für den inneren Weg entschieden, draußen sind 5 bis 6 Bft vom RTTY-Bericht angesagt, in Böhen bis 8. Im inneren Bereich können sich kaum Wellen aufbauen. Der Weg ist uns bekannt – es ist der gleiche wie schon am 9.6., dieses Mal halt in umgekehrter Richtung und mit Segel. Es ist vieles noch gut in Erinnerung, und den Fotoapparat kann ich mal weniger benutzen. Über den Fensfjorden sind wir fast „geflogen“. In den Engstellen des Fonnesstraumen wurden wir heute mit 2 kn geschoben, sodass wir 8 kn über Grund gefahren sind. In 8 h haben wir die 46 sm gesegelt, legen erst mal zum Tanken an (26 l für 287 NOK und es gibt auch eine neue Verschlusskappe für den Tank) und dann direkt vor der Touristeninfo von Bergen ins Päckchen (wir sind also wieder direkt im Zentrum der Stadt)
Natürlich ist ein Stadtbummel fällig, heute alles von außen, da die Eingänge schon verschlossen sind (Rosenkrantzturm, Hakenhallen, Domkirche) und natürlich noch mal vorbei an den Bryggen, den Zachanasbryggen und dem Fischmarkt. Und wir erleben Bergen zum 2. Mal ohne Regen. 

     

     

     

22:00 Uhr unternehmen wir noch einen kleinen Abendspaziergang. Die tieferstehende Sonne gibt eine tolle Stimmung im Hafen und auf die umliegenden Berge. Unsere norwegischen Bootsnachbarn sind fleißig am Feiern, der Wind ist inzwischen kalt geworden, also kriechen wir bald in unsere Schlafsäcke.

21.7.2012 (Sonnabend): „Bergen ohne Regen“ hätte ich wohl nicht verkünden sollen – als wir aufwachen, ist alles diesig, es regnet und der Wind ist auch weg. So geht es ab 8:15 Uhr weiter mit Motor und „Gustav“. Wir fahren durch den Byfjorden. Wieder an beiden Ufern tolle Grundstücke. Heute ist die Strömung gegen uns, unter der Brücke zwischen Sortra und dem Festland und im Vatlestraumen sind 2 kn Gegenstrom.
10:00 Uhr (nach 9 sm): Es regnet, wir haben südlichen Wind mit 4 kn, an Segeln nicht zu denken, obwohl der Raunefjord relativ breit ist. Auf der Steuerbordseite liegt der Flughafen von Bergen. Nach einer halben Stunde hört es zumindest mit regnen auf, wir durchqueren wieder einen sehr schönen Schärengarten.

   


11:30 Uhr südlich der Insel Korsnes können wir beim Überqueren des Korsfjords segeln, der Wind aus SO mit 8 kn. Stabil bleiben weder Richtung noch Stärke – es schwankt zwischen SO und SW, also muss immer mal der Motor als Unterstützung arbeiten.
13:15 Uhr erreichen wir die lange Wasserstraße Langenuen, mal segelnd, mal motorend fahren wir zwischen den großen Inseln Stord (sb), Tysnes und Huglo (bb). Bald wird es eine reine Motorfahrt, es regnet, ist diesig und von den Gipfeln ist nichts zu erkennen. Meist haben wir Gegenstrom (~ 1 kn). Durch das Kreuzen bei schwachem Wind und den Gegenstrom haben wir Zeit verloren. Das eigentliche Ziel Mosterhavm vergessen wir, wir legen in Leirvik auf der Insel Stord nach 10 h und 53 sm im Gästehafen an einem Schwimmsteg an. Der Preis hier relativ hoch (210 NOK), dafür ist alles inklusive (also wird Waschmaschine, Trockner und Dusche je zweimal genutzt). Da es immer neue Regenschauer gibt, fällt der Stadtrundgang aus. Wir nutzen nur das freie WLAN; um Kontakt mit der Heimat zu haben.

22.7.2012 (Sonntag): Nachdem die letzte Wäsche aus dem Trockner ist, können wir 8:45 Uhr ablegen.

      

Es ist bedeckt, Lufttemperatur 14°C, Wassertemperatur 16°C. Zuerst kurz über den Hadangerfjord, dann in den Bömlafjord etwa 1½ h mit Motor. RTTY hat für das Gebiet Utsira Nord 5 bis 6 Bft aus SW angesagt, also haben wir uns auf Aufkreuzen eingestellt. Und so ist es dann auch bald. Der Wind kommt mit 20 kn in Böhen bis 25 kn aus SSO. Es regnet – was sage ich, es schüttet, den ganzen Tag (einfach Mistwetter). Uns entgegen kommen viele Segelboote, die raumschots segeln – zu beneiden. Wir schleifen inzwischen den Seezaun durchs Wasser, also muss ins Groß das 2. Reff. Bei einer Wende gehen 2 Seekarten über Bord, so muss der Übersegler und der Plotter zur Navigation reichen. Nach 7 Stunden zeigt die Logge 41 sm an, in Wirklichkeit sind es knapp 30 sm, die wir Richtung Süd geschafft haben. Egal – uns drängt ja nichts. Wir entscheiden uns für Haugesund als Zielhafen und finden noch ein Plätzchen an der Pier direkt vor dem Hotel. Und es regnet und regnet.
Landschaftsbilder gibt es heute nicht, dafür aber Technik die begeistert.

      

 


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