23.7.2012 (Montag): Es hat die ganze Nacht geregnet, beim Ablegen um 7:45 Uhr ist
es trübe und regnerisch bei 15°C
Lufttemperatur. Schwacher Wind aus SSW, wir fahren mit Motor bei Gegenströmung
von ~2kn durch den Karmsund. Die lange Insel Karmöy bleibt steuerbord. Nach 5
sm können wir segeln, 10:45 Uhr muss wieder der Motor helfen, der Wind nimmt
ab, dafür werden die uns entgegenstehenden Dünungswellen immer höher ( bis 2,50
m). Nach einer halben Stunde erreichen wir die Südspitze von Karmöy und damit
die freie See. Der Wind kommt mit 16 kn aus SSW, wir segeln hoch am Wind mit
Groß und Fock über den Skudenesfjord. Damit nicht zu viel Höhe verschenkt wird,
durchquert Jörg die Inselgruppe Kvitsöy mit unzählig vielen über und unter
Wasser liegenden Steinklumpen (aber gut gekennzeichnet). Weiter geht es direkt
nach Süden, mehrere Hole-Schläge sind erforderlich, es segelt sich aber gut und
die Dünungswellen sind auch fast weg. Nur der Himmel gefällt uns nicht, es ist
neblig, ab und zu nieselt es. Nach fast 7 h und 34 sm erreichen wir Tananger,
eine Industriestadt auf dem Festland mit einem inzwischen gut ausgebauten
Gästehafen. 100 NOK sind fällig, Duschen inklusive und WLAN im Hotel in der
Nähe. Und es regnet, wir gehen trotzdem in das Stadtzentrum. Es ist einiges
einzukaufen.
Tja, so ist es. Ich habe nachgeschaut, am 5.6. hatten wir Wind aus NW und sind
ebenfalls durch Skudenesfjord und Kramsund gekreuzt.
24.7.2012 (Dienstag):
Und das ist der „hübsche Tiefausläufer“, der uns auch heute begleitet. Wir
hätten natürlich lieber das fette Hoch über Deutschland. Beim Ablegen, Tanken
gleich vor dem Hotel und auch in der Bucht von Tananger ist kein Wind, es ist
trübe, aber es regnet nicht.
Im Seebereich ändert sich das nur unwesentlich - Wind mit 4 kn aus SW. Dafür
aber wieder „nette“ Dünung (Wellenhöhe 1,5 m), die uns 6½ h bis zur Einfahrt in
den Nodresundet begleitet. Zwischendurch zieht Nebel auf mit Sicht bis ~100 m,
Jörg schaltet das Radar ein. Auch nach Järens Rev bleibt der Wind schwach, die
Richtung ändert sich auf SSO und es nieselt. So ist heute wieder ein reiner
Motortag.
Im Nodresundet bewundern wir wieder die sehr schöne Landschaft mit den vielen
Robuer und bewohnten Häusern, besonders auf Eigeröy. Die Festlandseite ist eher
felsig. Nach 1 h durch den Sund machen wir am Schwimmsteg von Egersund fest.
Und es nieselt immer noch. Nach dem Abendessen ein kleiner Stadtspaziergang und
wir haben Glück. In der Kirche brennt Licht und wir hören eine Weile bei einer
Probe zu einem Konzert zu.
Würde sich lohnen, zum Konzert zu gehen, aber morgen geht’s bei uns ja weiter
Richtung Süden. Windfinder.com sagt uns für morgen keinen Niederschlag und nordwestliche Winde an – hoffentlich stimmt
es.
25.7.2012 (Mittwoch): 8:00 Uhr verlassen wir Egersund und
fahren im Sund vorbei sowohl an schön bebauten Ufern, an zerklüfteten Felsen
als auch an vielen Industrieanlagen. Nach einer halben Stunde mit Motor
erreichen wir Eigeröy Fyr (ein denkmalgeschützer Leuchtturm von 1854).
Wir setzen die Segel, nach 2 sm entscheidet sich Jörg für den Spinnaker. Der
Wind kommt mit 14 kn aus NW und bringt uns an der Küste entlang mit 6 kn
vorwärts. 10:15 Uhr muss der Spi erst mal wieder runter, eine Regenwolke hinter
uns bringt Wind mit über 20 kn, also weiter mit Groß und Fock auf Vorwindkurs.
Eine Stunde später kann der Spi erneut gezogen werden, wir laufen 7 bis 8 kn,
beim Surfen auf der Welle zeigt die Logge auch mal 9, an.
Mit dieser Geschwindigkeit sind wir bereits 15:30 Uhr am Kap Lindeness
(südlichstes Leuchtfeuer auf dem norwegischen Festland und auch das älteste).
Gleich hinter dem Kap fahren wir in eine Bucht – Lillehavn (Ortsteil Lindeness)
und machen an einer Holzpier vor Ferienhäusern fest. Der Fußweg zum Kap soll 2
h dauern, dazu haben wir keine Lust. Wir bummeln nur mehrfach in dem sehr
idyllisch gelegenen Ort. Lillehavn (ein Geheimtipp) liegt malerisch eingerahmt
in Felsen, geschützt durch vorgelagerte Inseln und eine Mole. Wir bleiben das
einzige Segelboot, ansonsten gibt es hier Liegeplätze für die Feriengäste und
den Fischer.
Für die 49 sm haben wir 8 h gebraucht, nur 3 sm war der Motor an. An der Pinne
mit Spi sowohl Jörg als auch Hillu.
26.7.2012 (Donnerstag):
Ablegen 7:40 Uhr, nach 1 h bei Wind aus NNW mit 9 kn versuchen wir mit
Groß und Spi zu segeln, der Wind nimmt ab, so dass der Spi wieder runter kommt
und der Motor mitläuft. 10:15 Uhr erreichen wir Norwegens südlichsten Leuchturm
Ryvingen (1867 gebaut). Wir fahren an der Küste an einem schönen Schärengarten
entlang Richtung Kristiansand.
Wir legen dort für einen Zwischenstopp an, machen einen Stadtbummel in den
rechtwinklig angelegten Straßen, es ist eine moderne Stadt mit einer schönen Fußgängerzone.
Der Dom (neugotischer Stil von 1885) ist geschlossen, die Festung
Christiansholm betrachten wir auch nur von außen.
Wir tanken 26 l für 321 NOK und weiter geht’s mit Groß und Motorunterstützung
durch den Schärengarten vor Kristiansand, vorbei am „Stokken“ (heute sehr gut
besucht). Wir kommen uns vor wie auf einer Autostraße – Motorboote rasen in
beiden Richtungen an uns vorbei.
18:30 Uhr legen wir in einer Bucht im kleinen Ort Skottevik an und haben für
die 47 sm 9 h gebraucht.
Nach dem Abendbrot immer noch bei herrlichem Sonnenschein ein 1½ h Spaziergang
zum Campingplatz des Ortes – eine sehr große, schöne Anlage mit Swimmingpool,
Kiosk, mehreren Restaurants und vielen Anlegern für Motorboote.
27.7.2012 (Freitag): Ablegen 8:00 Uhr, weiter geht es
Richtung Blindleia, die wir 1¾ h durchfahren. Es ist so schön wie am 27.5., das
Wetter ist super –Sonne satt und blauer Himmel. Und wieder begeistern uns die
engen Durchfahrten zwischen den Felsen, die Bebauung mit Rorbuer und tollen
Häusern an den Ufern, die grünen Wiesen,....
10:00 Uhr haben wir Lillesand querab, den Ort, wo wir in Norwegen zuerst
übernachtet haben.
Heute wollen wir weiter nach Osten, Risör ist unser Ziel. Der Wind kommt mit 8
kn aus Süd, später mit 15 kn aus SSW, passt also alles. Mit Groß und Spi fahren
wir an der Küste entlang, allerdings in etwas Abstand, um besseren Wind zu
haben und nicht in der Abdeckung der vorgelagerten Inseln zu sein. Jörg’s
Kommentar: „super, fantastisch“, Speed mindestens 6 bis 7 kn.
13:30 Uhr ein Schreck – der Spi reißt bei 16 kn Wind quer durch, also alles
runter. Nun muss wieder die ausgebaumte Fock neben dem mit Bullentau
gesicherten Groß die Geschwindigkeit bringen. 14:00 Uhr haben wir Arendal
querab.
18:15 Uhr legen wir nach 10 h und 52 sm in Risör im Gästehafen an. Es ist sehr
voll hier, wir gehen bei einem Engländer ins Päckchen.
Risör wirbt damit, die weiße Stadt am Skagerrak zu sein. Sie hat eine der best
erhaltensten Holzhausbebauungen in Europa, größtenteils im Empire- und
Schweizer-Stil vor 150 Jahren gebaut.
Wir schauen uns diese schöne Stadt an, laufen zum Risör-Flekken - einem weiß
gekalkten Felsen. Heute ist es ein schöner Aussichtspunkt auf die Stadt, den
Schärengarten und zum Leuchtturm Stangholmen. Früher diente es als Seezeichen
zur Navigation für die Schiffahrt.
Für morgen ist 0 bis 2 Bft
West angesagt, eigentlich wollten wir den Skagerrak überqueren. Da müssen wir morgen erst entscheiden, was wir tun.
Wir sind in Norwegen in 63 Tagen 2420
Seemeilen unterwegs gewesen.
28.7.2012 (Sonnabend) und 29.7.2012 (Sonntag):
Und schon hat uns die Regenfront eingeholt, wir liegen in Risör im Stadthafen
und warten, dass es mit dem Regnen aufhört. Zum Laufen ist es auch nicht
angenehm, also bleiben wir unter Deck. Inzwischen laufen Waschmaschine und
Trockner ( für je 30 NOK ) und Duschen war hier auch okay. Liegegebühr 200 NOK
und wir bekommen soeben gratis 4 Brötchen an Bord geliefert, ohne sie zu
bestellen und Werbung zum Mittagessen in einem Restaurant (mit 245 bis 285 NOK
für ein Essen wären wir dabei).
Mittags haben wir nur noch Nieselregen –
also noch ein kleiner Spaziergang in der Stadt –ein wirklich schöner Ort.
Der neue Wetterbericht RTTY sagt für abends 4 Bft aus West an, genau der
richtige Wind für uns. Wir entscheiden uns, doch noch heute über den Skagerrak
zu segeln und legen 15:30 Uhr ab, vorbei am Leuchthaus Stangholmen.
Die ersten 3 h muss der Motor als
Unterstützung noch ran, der Wind kommt mit 6 kn aus NW. Ab 18:30 Uhr kann
„Egon“ die Arbeit übernehmen, der Wind kommt mit 9 kn aus W. Nach 2 h müssen
Groß und Fock einmal gerefft werden, die angekündigte Windstärke ist da. Wir
gleiten mit über 6 kn über die noch kleinen Wellen.
Nach weiteren 2 h und tollem Sonnenuntergang muss bei 25 kn (6 Bft) das 2. Reff
ins Groß, Windrichtung West bleibt. Für mich und mein Gleichgewichtsorgan sind
die 2 bis 3 m hohen Wellen zu viel, also in den Salon hinlegen. Mitternacht
refft Jörg die Fock nochmals, trotzdem bleibt die Geschwindigkeit 7 bis 8 kn.
Durch das Querlaufen zur Welle schlagen Brecher, die uns treffen, über das
Schiff - der „blanke Hans“ mit 10 cm. Vor Erreichen von Skagen-Rev der üblich
starke Schiffsverkehr, also „ uwaga, uwaga“ und aufpassen und mehrfach
ausweichen. Da wir noch berichten können, hat also alles ordentlich geklappt.
3:00 Uhr Tonne Skagen Rev, ab da geht es Richtung West, also Segel runter und
Motor an, noch dazu weil mehrere große Pötte unseren Weg kreuzen.
Es war eine sehr helle Mondnacht, später sind die Wolken so aufgebrochen, dass
man den Sternenhimmel schön beobachten konnte. Eine Nacht, in der man
eigentlich mit einer Braut um die Häuser ziehen sollte.
4:00 Uhr suchen wir in den übervollen Hafen Skagen einen Platz, geht nur im
Päckchen, auch wenn die Segler 8:00 Uhr ablegen wollen. 9:00 Uhr werden wir
wieder geweckt, der reservierte Platz wird benötigt, also verlegen wir an einen
inzwischen freigewordenen Platz am Schwimmsteg. Die Überfahrt ging auch dieses
mal sehr schnell – für die 81 sm haben wir 12½ h gebraucht (~6,5 Knoten
Durchschnittsgeschwindigkeit), war aber leider für mich nicht so angenehm wie
am 26.5..
Wir versuchen, weiter auszuruhen und Jörg geht Einkaufen (den Alkoholbestand
auffüllen, die Preise sind hier doch etwas moderater). Mittags entscheiden wir,
doch noch etwas weiter Richtung Süden zu gehen. Vorher tanken wir für 100 DKR 8
l Diesel. Der Wind kommt inzwischen aus SSW mit 6 kn, es sind kaum noch Wellen,
der Himmel ist bedeckt. Zuerst versuchen wir aufzukreuzen, machen aber nach 1½
h den Motor an, unser Ziel ist die Insel Hirsholm und damit der Kurs 185°.
Wir sind nach sm auf der malerischen
Insel angekommen. Da Wochenende ist, ist der Hafen übervoll mit Seglern aus
Frederikshavn. Wir drängeln uns mit Heckanker an einen Stegliegeplatz zwischen
deutschen und dänischen Seglern.
Die Insel hat einen gut geschützten Hafen mit 2-3 m Wassertiefe, hat ~ 10
Häuser, die nicht mehr ganzjährig bewohnt sind, eine Kirche, einen Leuchtturm,
ein Maschinenhaus zur Stromerzeugung, einen Strand und das war es schon. Die
Insel liegt in einem Naturreservat, wo besonders viele schützenswerte Vögel
anzutreffen sind.
Einen ruhigen Abend mit einem sehr schönen Sonnenuntergang genießen wir an
Bord.