11.6.2012 (Montag): Wir legen 9:30 Uhr ab, haben vorher im Spar eingekauft: Bier, Möhren, Bananen, Toilettenpapier in der Reihenfolge der Wichtigkeit. 10:00 Uhr Motor aus, nachdem wir den Fahrrinnenbereich verlassen haben. Rasmus hat uns erhört, aber gleich ein bisschen viel geschickt: Wind aus NNO mit 20 bis 29 kn. Also geht’s hoch an den Wind mit 2x gerefftem Groß und gereffter Arbeitsfock, Wellenhöhe bis 3m. Wir segeln über den Bremangerpollen vorbei an Bremangerlandet, erreichen die Höhe des Nordfjords. Da es ziemlich ruppig draußen ist (für mich, Hillu) , nehmen wir den inneren Weg zuerst in Richtung Osten durch den Vagsfjorden und dann wieder Richtung Nord. Wir unterqueren die Brücke zwischen Vagsöy und dem Festland ( max. Höhe 41m, über 1000m lang mit Steigungen und Kurven) und legen 14:30 Uhr in Malöy auf Vagsöy an. Hier gibt es einen Schwimmsteg für Gäste mit Fingerstegen (100 NOK Liegegebühr). Heute sind wir unserem Ziel nur 24 sm näher gekommen.
Fotos gibt’s heute nicht. Unterwegs ist mir ein Missgeschick passiert, habe meinen Fotoapparat in die mit Seewasser gefüllte Tasche meines Ölzeugs gesteckt und das hat ihm gar nicht gefallen. Ich hoffe, dass er noch zu retten ist. Jetzt muss er erst mal trocknen.
Nachdem wir uns an Bord gestärkt haben, kaufen wir abgepacktes Schwarzbrot (eine Rarität in Norwegen ), gehen zur Bibliothek (nutzen dort Internet für Email und Wetter) und füllen im Sanitärbereich des Hafens eine Waschmaschine „Buntes“ (50 NOK). Jörg geht mit Kanister tanken („Fischerdiesel“: 16,25 l für 10,31 NOK/l). Auch abends beruhigt sich der Wind nur wenig, es pfeift in den Wanten und ist kalt (12°C).
Nun ist Jörgs Fotoapparat dran, der Akku musste erst geladen werden.

        

Windvorhersage für Dienstag 6 bis 7 Bft

12.6.2012 (Dienstag): 10:15 Uhr legen wir ab; vorher Frühstück und noch einen „Kessel Buntes“ durchlaufen lassen. Beim Ablegen mit Rückwärtsfahren kann ich die Pinne nicht halten und werde herumgeschleudert (Schock, aber sonst alles okay). Der Wind kommt mit 20 kn aus NNO, genau unsere Richtung!! In der engen Durchfahrt setzen wir keine Segel. Unser Ziel heute ist nur 6 sm entfernt – die Insel Silda (eine Empfehlung von norwegischen Seglern). Nach 1½ h legen wir im Gästehafen von Silda am Schwimmsteg an, ein sehr geschützter Hafen (Liegegebühr 150 NOK, Strom inklusive).  Die Insel ist wirklich ein Geheimtipp. Unsere 2 ½ -stündige Wanderung auf der kleinen Insel war einfach toll. Superausblicke vom 98m hohem Berg auf die umliegenden Gipfel, die Fjorde und die malerische Küste von Silda. Wir konnten uns nicht satt sehen!!! Hier gibt es meist Ferienhäuser, das Cafe im 2. Hafen der Insel hatte leider noch geschlossen (es ist immer noch keine Saison in Norwegen).
Und im übrigen verstehen wir uns nach 4 Wochen auf engstem Raum immer noch gut. Nicht immer gibt es, so wie gleich beschrieben, komfortables Essen. Heute Mittag gab’s z.B. Königsberger Klopse, Salzkartoffeln und Erbsengemüse und als Kompott Mischobst mit Rum verfeinert. Oft muss es auch - der Zeit geschuldet -ein einfacher Eintopf aus der Büchse tun, der allerdings mit angeröstetem Speck, Zwiebeln, Knoblauch und Kartoffeln verbessert wird.

                   

           

                   


                  


Es ist inzwischen 21 Uhr, die Sonne scheint vom blauem Himmel, der Wind jault und der Windgenerator arbeitet unermüdlich. Unser Boot liegt ohne große Bewegungen am Steg und wir werden sicher bald eine ruhige Nacht haben.
Windvorhersage für Mittwoch 5 Bft in Spitzen 6 bis 7 ( wir sind im Vorhersagegebiet Svinöy)

13.6.2012 (Mittwoch): 9:00 Uhr Ablegen Richtung Nord, nach Erreichen der Untiefen nördlich von Silda setzen wir die Segel (Groß 2x gerefft, Arbeitsfock gerefft). Im Windschatten von Stadlandet laufen wir hoch am Wind Richtung NW. Der Schlag geht weit auf den Nordatlantik, der hier „Norwegische See“ heißt, um die Untiefen und Felsen vor der großen und hohen Halbinsel zu umgehen. Ohne Windschatten zeigt der Windmesser bis zu 33 kn. Es ist toll, wie der Wind Wassertropfen von den Wellenbergen abreißt und über die Wasseroberfläche verteilt. Als unser Plotter anzeigt, dass wir die Nordspitze von Stadlandet und die davor liegenden Steine gut passieren können, legen wir auf Steuerbordbug um.
Inzwischen meint mein Frühstück, dass es in meinem Magen genug hin- und herbewegt wurde und kommt wieder ans Tageslicht.
Nach Erreichen des nördlichsten Punktes der Halbinsel laufen wir in Richtung OSO ab, Speed meist über 7kn. Kurz vor den Untiefen von Agusti bergen wir die Segel. Hillu übernimmt die Pinne und steuert die  „Kreuz As“ genau zwischen den Untiefen durch. Wir umfahren Kvamsöy südlich und legen 14:30 Uhr nach 31 sm in dem Industriehafen Bringsinghaug auf Kvamsöy an. Dort gibt es im nördlichen Teil Schwimmstege, an denen wir sehr geschützt liegen.
Der Wind war heute eisig kalt, Himmel bedeckt, Lufttemperatur 9°C. Nach dem Anlegen Gummistiefel und Ölzeug aus, neue Pudelmütze und Strümpfe an und erst mal in den Schlafsack. Jörg kocht Tee und „heiße Tasse“ – welch ein Genuss. Langsam zieht wieder Leben in meinen Körper ein.
Auf den obligatorischen Landgang verzichte ich (Hillu) heute, da der Wind immer noch bläst und es an Land hier nicht viel Schönes zu sehen gibt. Jörg läuft zumindest bis zum Kaufmann, um Geld zu wechseln. Wir brauchen als Liegegebühr 80 NOK in Umschlag und Kasten gesteckt.
          

 

14.6.2012 (Donnerstag): Der Wind ist immer noch sehr kalt, kommt aus N mit Stärke 4 Bft, in den Fjorden immer in Richtung der Fjorde uns entgegen. Es bleibt also nur Kreuzen oder Motoren. Wir entscheiden uns überwiegend für Motoren, um zügig gen Nord zu kommen und nehmen, wenn möglich die Segel dazu. Dieses mal ist wieder der Weg das Ziel. Wir fahren durch den Haugsfjord, den Rovdefjorden, den Vartdalsfjorden, den Sulefjorden, den Breisundet und den Valderhaugfjord. Links und rechts hohe Felsen, schneebedeckte Gipfel, Wasserfälle und wunderschöne grüne Täler säumen unseren Weg.

         


                


             

Alesund anzulaufen, erscheint zunächst sehr kompliziert, weil man keine gut sichtbare Hafeneinfahrt entdecken kann. Anderseits ist es sehr einfach, hat man erst mal die Hafeneinfahrt erkennbar entdeckt, geht es ohne Probleme hinein. Vorne einige Schwimmstege, weiter hinten verengt sich das Fahrwasser wie ein Fluss und die Liegeplätze sind längsseits der Hafenmole. Eine wunderschöne Stadt, die Gebäude teilweise historisch, teilweise neu, aber alle aufeinander abgestimmt und sehr harmonisch im Gesamtanblick. Ein Spaziergang durch die Stadt offenbart das schöne Ensemble und führt einem vor, wie harmonisch alt und neu zusammenpassen können. Im Norden der Kai für die Hurtigroute, im Süden der Kai für die Kreuzfahrtschiffe. Eine Wanderung mit 418 Stufen führt auf den Aksla. Leider haben wir diese Wanderung nicht angetreten, weil die fortgeschrittene Zeit (22:00 Uhr) dies uns nicht ermöglichen konnte. Das ist aber nur eine Ausrede, weil wir inzwischen in den hellen Nächten sind, und damit eine Zeitbegrenzung objektiv nicht vorhanden ist.

           

           

Hafengebühr ist 150 NOK, Strom inklusive, Toiletten sind nur Mo bis Fr von 8:00 bis 18:00Uhr geöffnet.
Zurück von unserem erneuten Stadtbummel gehen wir, obwohl es immer noch hell ist, 23:30 Uhr schlafen.

                   


15.6.2012 (Freitag): Da der Motor immer noch nicht zuverlässig arbeitet, fährt Jörg mit dem Taxi Dieselfilter und „Diesel Plus“ kaufen. Ich werde inzwischen von Heidi und Manfred Brandes begrüßt, die in den frühen Morgenstunden in Alesund eingetroffen sind. Wir legen 9:45 Uhr ab, haben Wind mit 2 kn aus Nord und bemühen wieder Motor und „Gustav“.
10:15 Uhr zeigt unser GPS an, dass wir 1000 sm über Grund von Berlin aus gefahren sind.
Wir durchqueren einige Fjorde, der Wind bleibt schwach aus NNO und die Sonne scheint vom leicht bewölkten Himmel. 16:45 Uhr haben wir Bud querab und gehen auf die Hustadvika. Es ist  ein nach See zu offener Küstenabschnitt ohne einen „inneren Weg“. Hier sind viele kleine Felseninseln vorgelagert, man findet aber durch die ausreichende Anzahl von Seezeichen eine „gute Straße“ durch. Wir können segeln, Wind nimmt auf 15 bis 20 kn zu. Manchmal ist Motorunterstützung erforderlich, da wir die Höhe nicht immer schaffen. 19:00 Uhr haben wir das Leuchtfeuer Kvitholmen und 20:25 Uhr Hestskj querab. 21:45 Uhr nehmen wir Kurs SO direkt auf Kristiansund. Mit halben Wind erreichen wir gute 7kn und können 22:30 Uhr nach 64 sm an einem sehr geschützten Platz im Nordbereich des Hafens von Kristiansund an einem Schwimmsteg festmachen. Nach dem Bezahlen des Liegeplatzes (120 NOK in Tüte und Kiste) haben wir uns heute einen festen Schlaf verdient.


        

Kristiansund ist die bedeutendste Stadt der Region mit einem großen Hafen. 4 Stadtteile werden durch Brücken verbunden.

16.6.2012 (Sonnabend): Bevor wir ablegen (10:30 Uhr) schauen wir uns Kristiansund etwas an, eine normale Stadt ohne besonderen Scharm (oder wir haben ihn nicht entdeckt!) Tanken können wir an einem Tankschiff (38,2 l für 380 NOK, also unter 10 NOK/l ). Wir verlassen die Stadt durch die 28 m hohe Brücke Richtung NO durch den Dalasundet, gehen dann nach N und nachdem wir die Höhe der der Insel Tustna  vorgelagerten vielen kleinen Inseln erreicht haben, nehmen wir Kurs NO über den Ytrefjorden mit
1x gerefftem Groß und Fock. Ab 13:00 Uhr nimmt der Wind ab und wir wollen den Motor einsetzen, der aber streikt. Also muss Jörg bauen und ich versuche bei dem immer schwacher werdenden Wind wenigstens etwas in der richtigen Richtung vorwärts zu kommen. 14:10 Uhr können wir „ Hurra“ schreien, Motor läuft und es gibt auch wieder Wind mit über 10 kn. Gegen 15:00 Uhr erreichen wir die 60 sm lange Trondheimsleia, können dort gut segeln. Der Wind kommt überwiegend aus SO mit 15 bis 18 kn. Dieses Seegebiet ist sehr breit und gegen die offene See durch die großen Inseln Smöla und Hitra geschützt.
19:15 Uhr haben wir das Leuchtfeuer Terningen querab. In den Abendstunden segelt es sich heute besonders gut, der Wind ist gleichmäßig, die Sonnenstrahlen wärmen und das Wasser glitzert hinter uns. Wir entscheiden uns für Kongsvoll auf dem Festland als Übernachtungsplatz, dass wir 21:30 Uhr erreichen.
Es ist eine idyllische Bucht, molengeschützt. WC und Dusche gibt’s auf dem Campingplatz. Wir legen uns an einen Schweden (eine 43-iger ALU-Yacht). Mit ihm ist Jörg vorher „Regatta gefahren“, wir konnten gut mithalten!!
80 NOK wieder in Tüte und Kasten als Liegegebühr. 55 sm sind wir unserem Ziel näher gekommen.


          


17.6.2012 (Sonntag): Wir verlassen unseren ruhigen Übernachtungsplatz, überqueren die spiegelglatte Trondheimsleia und fahren nach 1 ¼ h in die Grandevika. Weiterhin kein Wind, Jörg baut am Motor und dessen Zuleitungen( und wendet dabei seine „DDR-Bastlertalent-Kenntnisse“ an) und ich navigiere uns durch die „Steinwüste“ nordöstlich von Storfosna und südwestlich von Örland. 

         

Wir erreichen das Leuchtfeuer Kjeungskferet – ein wahnsinniges Feuer - Haus auf einem Felsen mitten unendlich vieler Klamotten.
Jörg erinnert sich, hier Einhand unter Spi  vorbeigefahren zu sein. Der Wind hatte zugenommen und der Spi musste runter. Er konnte aber nicht vom Ruder weg, weil „Gustav“ es nicht mehr geschafft hat. Na, er (Jörg) lebt aber immer noch.
Mittags haben wir die Insel Asen querab und entscheiden uns, den Weg nach außen zu nehmen, um besser segeln zu können. Der Wind kommt inzwischen mit 10 kn aus W, der Himmel ist bedeckt. Wir fahren durch die Asenleia- mal segelnd, mal motorend. 15:45 Uhr ist der Stokksund querab, ein Ansteuerungspunkt der Hurtigroute. Ein Hurtigroutenschiff überholt uns kurz vor dem Hafen Bessaker (Festland) und der Insel Böroy. Wir fahren weiter Richtung N, sb bleiben Hepsöya und Ramsöy, und biegen dann nach SO in den Hopsfjorden ein. An dessen Anfang liegt der gut geschützte, idyllische Hafen Vingsand, wo wir an einem Schwimmsteg festmachen. In 11 Stunden haben wir 60 sm geschafft, stecken 100 NOK in Tüte  und Kiste und schauen uns die Umgebung der Bucht an. Gegen 22:00 Uhr scheint die Sonne noch etwas und
es sind 15°C Lufttemperatur – ein angenehmer Abend.

                 


Wettervorhersage für das Gebiet Haltenbank: SW 3 bis 4 Bft


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