2.7.2012 (Montag): Windfinder.com hat
geschwindelt – in der Nacht kommt Wind, der voll in die Bucht bläst. Jörg legt
deshalb bereits 6:00 Uhr ab, ich bleibe noch 1½ h im Bett. Anfangs haben wir achterlichen
Wind, der mal mehr mal weniger ist, und Regen, der heute den ganzen Tag nicht
aufhört. Wir sind wieder auf dem Vestfjorden, haben also die Insel Hinnöya
umrundet. Sb bleiben die schneebedeckten Gipfel von Hamaröy, von denen heute
nichts zu sehen ist. Unterwegs sehen wir viele Wale, die aber schneller als wir
schwimmen und somit bald aus unserem Blickfeld sind. Der Wind dreht auf
südliche Richtungen, die Wellen werden immer unangenehmer, so dass wir uns für
den inneren Weg entscheiden (durch Skagstadsund und Sagfjorden). Jetzt haben
wir Westwind mit bis zu 22 kn, der dann im Skettenfjorden genau gegen uns ist.
Nach 9½ h und 48 sm legen wir in Bogen, einem kleinen Ort auf dem Festland an.
Platz finden wir nur an einem Schwimmsteg z. Z. ohne Landverbindung, das macht
bei dem Wetter aber nichts. Bogen liegt direkt vor einer Brücke, die die Insel
Engelöy mit dem Festland verbindet. Gegen 22:00 Uhr lässt der Regen etwas nach
und Jörg schmeißt aus Daffke die Angel ins Wasser und fängt nach kurzer Zeit einen
etwa ½ m langen Dorsch. Dann gibt’s Angelverbot!!!!
3.7.2012 (Dienstag): Der Regen hat
aufgehört, es ist noch sehr kalt (7°C) – d.h. wieder mehrere Schichten
anziehen. Nach dem Ablegen fahren wir unter der Brücke Engelöy – Festland durch
und werden gleich danach von der Schnellfähre überholt.
Durch den Flagsund muss der Motor und „Gustav“ arbeiten, inzwischen füttert
Jörg „Egon“ mit Öl. Nach einer ¾ h können wir „Egon“ in Betrieb nehmen – wir
können bei 8 bis 12 kn Wind aus NW mit Groß und Fock segeln. Nach 1 h wird das
Groß gerefft, der Wind hat auf über 16 kn zugenommen. Heute sind die Gipfel von
Hamaröy zu sehen und sb die Lofoten – teilweise in der Sonne. Mittags haben wir
das Leuchtfeuer Malöyskarhl querab, ein 42 m hoher Turm.
Jörg entscheidet, die Inselgruppe Helligvaer anzulaufen (Bodö stand auch noch
zur Auswahl). Mit achterlichem Wind geht es weiter über den Vestfjorden. Mir
wird es oben zu kalt, ich verkrieche mich in den Salon und unter meinen Schlafsack.
Ich komme erst kurz vor der Einfahrt in die Inselgruppe nach oben. Durch die
engen Durchfahrten laufen wir unter Motor und erreichen nach 9 h und 49 sm den
kommunalen Schwimmsteg der Insel Sörvaeröy (Platz für 4 Boote). Heute müssen
wir 75 NOK in Tüte und Kiste löhnen. Nachdem es steife Fischsuppe gab, wandere
ich 1h über die Insel. Es ist eine liebliche Landschaft mit Blicken vor allem
auf Landegode und das Festland.
4.7.2012 (Mittwoch): Wir legen 8:40
Uhr ab, die Sonne scheint, der Himmel ist blau. Die Wetterkarte hatte uns
gestern Abend angezeigt, dass die okkludierte Front durchgezogen ist und wir
unter Hochdruckeinfluss kommen. Zuerst müssen wir durch die engen Durchfahrten,
um die sehr flache Inselgruppe zu verlassen.
Gleich danach können wir die Segel setzen und laufen mit raumen bis
achterlichem Wind nach Süd Der Wind kommt aus NNO mit 10 bis 13 kn. Die Sicht
ist heute sehr gut, sb sehen wir die Lofoten, bb Landegode und das Festland.
Heute ist der Wind so gut, dass wir den Außenweg wählen. Es ist mal wieder ein
wunderschöner Segeltag. Bei stabiler Windrichtung kann „Egon“ das Steuern
übernehmen und wir gleiten nur so dahin. Die Wellen schieben mit, manchmal ist
der Speed über 7 kn. Wir segeln an Kunna vorbei, ein Felsklumpen, den wir von
der Hin-Tour schon kennen.
Gegen 14:30 Uhr verschwinden die Lofoten am Horizont- wir haben die Inselgruppe
Stött querab. Bis kurz vor der Hafeneinfahrt zur Insel Bolga können wir heute
segeln. Es ist ein sehr geschützter Hafen mit 3 Gästeschwimmstegen, 60 NOK für
Tüte und Kiste. Wir essen unsere letzte Fischmahlzeit, genießen weiter die
endlich scheinende Sonne und erkunden dann 1 h lang die Insel. 42 sm haben wir
heute – fast nur segelnd – zurückgelegt. Inzwischen kommen aus Süden wieder
Regenwolken, hoffentlich erreichen sie uns nicht.
5.7.2012 (Donnerstag): Der Himmel
ist strahlend blau, wir haben 17°C !!!!
Der Wind hat seine Richtung total geändert, kommt heute aus südlichen Richtungen,
zuerst aus SSO mit 12 kn, unser Kurs ist 200°. Gegen 9:00 Uhr dreht er etwas
(auf SO mit 13 kn) – wir können hoch am Wind segeln. Nach 1¼ h geht’s nicht
mehr, „Gustav“ und Motor übernehmen. Wir haben die Insel Rödö mit dem 440m
hohem Löven querab.
11:40 Uhr überqueren wir den Polarkreis (66°33’N) von Nord nach Süd, wieder ein
erhebendes Gefühl – auch wenn es in der anderen Richtung feierlicher war. Die
Insel Vikingen mit der Polarkreisbake umrunden wir heute von der anderen Seite.
Prost Mümmelmann!!!
Wir haben 14 Tage nördlich vom Polarkreis verbracht – 14 Tage ohne
Sonnenuntergang und waren 472 sm in dieser Zeit unterwegs.
Der Wind kommt inzwischen mit 10 kn aus SO, unser Kurs ist 170°, d.h. segeln.
Wir erkennen den 689 m hohen Luröfj wieder.
Da heute Seemannssonntag ist, spendiert Jörg Roulade, Rotkraut und Nudeln und
als Kompott Mischobst mit Rum.
Nach 15:00 Uhr versuchen wir abwechselnd zu segeln bzw. müssen den Motor
nehmen. Der Wind ändert oft seine Richtung und Stärke. Ab 16:00 Uhr ist es dann
ganz mit dem Segeln vorbei, der Wind schläft total ein, das Meer ist
spiegelglatt. Wir philosophieren, was besser ist:
kalt, Regen, Wind
warm, Sonne, kein Wind
Jörg neigt mehr zum Ersten, ich bin mehr für das Zweite.
Nun, wir müssen es so nehmen, wie es kommt. Heute haben wir uns Sandessjöen als
Ziel ausgesucht und erreichen die Stadt 18:30 Uhr. Wir machen zuerst im
Industriehafen fest, gehen Einkaufen, legen dann aber wieder ab. 19:30 Uhr
liegen wir dann gut geschützt (inzwischen ist Wind aus West mit etwas Regen
aufgekommen) im Sportboothafen am Gästesteg. Es ist jetzt bedeutend voller hier
als beim letzten Anlegen. Heute sind es wieder über 50 sm, die wir zurückgelegt
haben (25 sm mit Motor und 28 sm segelnd).
Auf Grund der Tide hat sich ein Sportfreund mit seinem Motorboot im Bootshafen
in eine Malle gelegt und mit der Ebbe das Unterwasserschiff trocken gelegt. Nun
kärchert er trockenen Fußes das Unterwasserschiff ohne einen Kran zu bemühen.
Das würde uns beim WSV noch fehlen. Der Hafen ist als Liegeplatz zu empfehlen,
das Clubhaus sehr ordentlich mit Waschmaschine, Trockner und Dusche jeweils für
30 NOK (wird von uns alles benutzt) und jetzt in der Saison gibt es auch eine
vorgedruckte Tüte für das Geld.
6.7.2012 (Freitag): Wir verlassen
9:00 Uhr den Hafen, es ist stark bewölkt, manchmal regnet es, Luft- und
Wassertemperatur jeweils 13°C. Nach einer ¾ h können wir hoch am Wind segeln,
der Wind kommt mit 11 kn aus WSW, wir haben einen Kurs von 210°. Leider ist
dieses Vergnügen nach einer
weiteren ¾ h vorbei. Der Wind nimmt auf 6 kn ab und wir bewegen uns nur mit
unter 3 kn vorwärts. Da unser Ziel über 40 sm entfernt ist, bleibt nur, den
Motor einzusetzen. Windfinder.com (gestern Abend im Internet angeschaut und
gespeichert) hatte uns für heute Wind aus N mit über 9 kn versprochen!!!!
Mittag kocht heute Hillu: Nudeln mit Käse-Rucola-Soße und als Nachtisch Tee mit
Rum und Karlsbader Oblaten. Ab 13:30 Uhr kommt der versprochene Wind aus N mit
16 kn. Wir segeln mit achterlichem Wind meist 7kn über Grund. Es hat aufgehört
zu regnen, ist immer noch bedeckt, die Gipfel sind in den Wolken und das Wasser
schimmert grünlich-blau.
In Brönöysund legen wir zum Tanken an (36,4 l für 350 NOK) und weiter geht’s
durch die Superbrücke Richtung Torghatten (unserem Ziel). Das Loch im Berg ist
heute zu erkennen.
16:15 Uhr legen wir in der Bucht Moihavn am Schwimmsteg an, bezahlen in Tüte
und Kiste 100 NOK und beginnen 17:00 Uhr unsere Wanderung.
Zuerst eine ¾ h auf der Straße, dann ½ h Anstieg und dann das Loch. Der Blick
nach beiden Seiten unvergesslich.
Wir laufen durch das Loch, auf der anderen Seite ½ h der noch steilere Abstieg,
½ h Sandweg und noch mal ½ h Straße. Es hat sich gelohnt, Jörg hat wieder eine
Highlight ausgesucht. 20:30 Uhr genießen wir im Windschutz des Sprayhoods bei
Sonnenschein unser Abendbrot und ein Gläschen Wein. Auch wenn wir heute mehr
gemotort als gesegelt sind (30 sm zu 13 sm) – ein schöner Tag.
7.7.2012 (Sonnabend): Das Ablegen
ist etwas kompliziert, da wir wieder in die Vor-Spring eindampfen müssen,
klappt aber super. Gleich nach dem Verlassen der Bucht können wir segeln, den
gesamten Weg mit achterlichem Wind oder raumschots. Der Wind kommt aus NO, wir
haben Kurse zwischen 206° und 240°, je nachdem welche Inseln uns die direkte am
Plotter mit Wegpunkten festgelegte Route versperren. Vieles ist uns vom Hinweg
gut bekannt, heute ist nur die Windrichtung für uns günstiger. Oft erreichen
wir 6 bis 7 kn Speed, so macht segeln Spaß. Es ist zwar immer noch kalt (13°C)
und der Himmel bedeckt, aber man hat sich mit entsprechender Kleidung an die
Temperaturen gewöhnt. Wir entscheiden uns für Rörvik als Ziel, da es für die
morgige Etappe ein guter Ausgangspunkt und der Hafen geschützt ist.
Beim Anlegen um 16:00 Uhr bläst der Wind uns mit 22 kn entgegen, es klappt aber
wieder einwandfrei. Wir sind inzwischen schon ein gut eingespieltes Team (Hillu
an der Pinne und Jörg den Rest – vor allem die schweren Arbeiten). Jetzt
scheint die Sonne, im Windschutz ist es angenehm, gegen 17:00 Uhr messen wir 25
kn. Heute haben wir 40 sm segelnd absolviert und nur 3 sm mit Motor
(Spitze!!!).
Während ich schreibe und die Bilder bearbeite, angelt Jörg. Gerade hat er
seinen 1. Dorsch hier im Hafen an der Leine.
Inzwischen gab es den Fisch mit Kartoffelbrei und Tomatensalat zum Abendbrot,
davor noch eine Suppe (Rest von Mittag). So viel Geschirr hat Jörg bisher an
Bord zu einer Mahlzeit noch nicht gebraucht! Und der Wind bläst immer noch
(20:00 Uhr) mit über 20 kn, die Sonne scheint vom inzwischen strahlend blauem
Himmel,
22:30 Uhr: Der Windgenerator dreht immer noch tüchtig, Landstrom ist nicht
erforderlich. Wir liegen trotzdem gut am Kopf des Schwimmstegs. Im Hafenbüro
können wir WLAN nutzen.
8.7.2012 (Sonntag): Eine
Viertelstunde nach dem Ablegen und dem Unterqueren der Brücke können wir heute
die Segel setzen.
Unser Kurs ist 222°, wir segeln mit achterlichem Wind, Stärke ~ 13 kn. Hillu
macht Kartenarbeit und Eingabe der Wegpunkte am Plotter, Jörg korrigiert ab und
zu „Egon“. Als Zielort haben wir uns den Stokksund ausgewählt.
9:45 Uhr ist das Leuchtfeuer Gjäslingan querab, die Überquerung der Folla (eine
nach Westen offene Seestrecke) beginnt. Wir rauschen mit inzwischen 17 bis 20
kn Wind aus N über das Seegebiet. Das Großsegel ist mit Bullentau gesichert,
die Fock mit dem Spinnakerbaum ausgebäumt. Festlandseitig sind dunkle
Regenwolken in Sicht, die uns aber nicht erreichen. Nach 4 h haben wir die
Folla überquert und passieren die Buholmraasa. Hier muss der Motor eine halbe
Stunde aushelfen, dann geht es mit achterlichem Wind oder raumschots weiter,
manchmal auch mit halbem Wind. Zwischen den vielen Inseln ist sowohl Richtung
wie auch Stärke ungleichmäßig. 18:30 Uhr biegen wir mit Kursänderung um 90° in
den Stokken ein. 20 Minuten später (ab jetzt mit Motor) fahren wir um
Stokkneset (hier ist die Fahrrinne besonders schmal und für große Schiffe
steuertechnisch schwierig). Man muss diesen Schiffen unbedingt zum Manövrieren
Platz geben, da sie die volle Fahrwasserbreite benötigen. Dann geht es unter
der Brücke, die Stokköya mit dem Festland verbindet, durch und wir legen vor
einem Kaufhaus am Schwimmsteg von Stokköy an. In der Gaststätte direkt am Steg
leisten wir uns 2 Tassen Kaffee (für 50 NOK). Wir genießen an Bord unser
Abendbrot und sind stolz auf die in 10 h gesegelten 58 Seemeilen, der Motor war
nur ~ 1 h an – für 5 sm.