9.7.2012(Montag): Wir verlassen
unseren Übernachtungsplatz (ohne Kosten, aber mit WLAN an Bord) und gehen
weiter Richtung Süden. Der Wind kommt mit 5 kn aus N, heute scheint
windfinder.com eine richtige Prognose (schwacher Wind aus N) gestellt zu haben
und die Wetterkarte lässt ähnliches deuten.
Wir fahren über den Linesfjorden, den Tarvafjorden, bb das Festland in die
Lyngholm Rasa. Mittags erreichen wir das „Hochhaus“ – das Leuchtfeuer
Kjenngskjeret, das wir auf dem Hinweg schon bewundert haben und das heute
wieder als Fotomotiv dient. Es ist für uns warm (14°) und die Sonne scheint.
Wir durchfahren die Grandevika. Da weder Wind noch Wellen sind, koche ich
(Hillu) heute das Mittagessen. Die Strömung ist mit uns (wir werden mit 1,5 kn
geschoben). 13:00 Uhr biegen wir in die Trondheimsleia ein und können mit Wind
aus NNW (9 kn bis 13 kn) segeln – Kurs 235°.
4 h ist das möglich, wenn auch manchmal nur mit knapp über 4 kn Speed. Da
hinter uns eine Regenfront aufzieht, entscheiden wir die Weiterfahrt
abzubrechen und legen in Kjörsvik (Festland), heute mal in einem Fingersteg
einer Schwimmsteganlage an, einheimische Segler empfehlen uns diesen Platz.
Sonst wäre die Anlegemöglichkeit an einem hohen Holzpier gewesen. Hier ist es
sehr preiswert, nur 50 NOK für Tüte und Kiste. Beim Anlegen und auch danach
regnet es – unsere Entscheidung war richtig. Heute nur 18 sm gesegelt. Der Motor war für die 37 sm 6 h an und
„Gustav“ an der Pinne.
10.7.2012 (Dienstag): 8:15 Uhr
verlassen wir den idyllischen Ort, es hat aufgehört zu regen, das Wasser ist
spiegelglatt, Lufttemperatur 14°C, die Wolken hängen sehr tief.
Wir fahren nahe an einer Ölverarbeitungsanlage vorbei.
Unser Weg führt uns weiter auf der Trondheimsleia Richtung SSW und immer noch
ohne nennenswerten Wind. Zu Mittag kocht Hillu (keine Wellen!!), heute gibt es
Schweinshaxe mit Sauerkraut und Kartoffelpüree (gerade richtig für diese
Temperaturen!!!). Wir wollen Kristiansund als Zwischenstopp anlaufen, versuchen
einen neuen Spinnakerbaumbeschlag zu bekommen (gibt es nicht), Essen- und
Trinken-Vorräte auffüllen und Tanken.
Unser Übernachtungsziel ist die Insel Grip. Die Werbung sagt von der 14 km vor
der Küste liegenden Insel aus: „Einmal war Grip die kleinste Gemeinde
Norwegens, heute wohnen nur noch im Sommer Menschen hier. Die pittoreske
Bebauung ist eng wie in einer Kleinstadt, bunt und schön anzusehen. Inmitten
der Häuser liegt die mehr als 500 Jahre alte, prachtvolle Holzkirche“. Es
stimmt – die Insel ist ein einziges Fotomotiv, allerdings nicht ganz einfach zu
erreichen. Aber Dank moderner Technik wiederum kein Problem. Trotzdem ist es
beeindruckend, wenn ganz in der Nähe
die Wellen an den underwater-rocks ( weiße Sternchen im blauem Bereich auf dem
Plotter) gebrochen werden.
Nach heute insgesamt 44 zurückgelegten Seemeilen machen wir am Betonpier fest
und beginnen bald den Inselrundgang. Direkt neben uns sitzen Möwen mit ihren
Jungen in den Reifen, schimpfen zwar mit uns, lassen sich aber trotzdem bei der
Nestpflege nicht stören.
Zu unserem Glück fehlt uns nur noch der Sonnenschein, ansonsten ist hier alles
nur einfach zum Genießen. Das finden sicher auch diese Norweger mit ihren
norwegischen Fischerbooten.
Über Nacht bleiben wir das einzige Segelboot auf der Insel, wir liegen ruhig
und gut geschützt.
11.7.2012 (Mittwoch): 7:30 Uhr legen wir ab, es ist bedeckt,
der Leuchtturm ist im Dunst verschwunden und nach ¼ h verschwinden auch die
Häuser von Grip. Wind weht mit 4 bis 5 kn, d.h. der Motor bleibt an. Die
Dünungswellen (bis 1,50m hoch) schaukeln unser Boot, da sie fast quer zu
unserem Kurs kommen. Ich finde das besonders unangenehm, deshalb setzt Jörg
heute den Kurs am Plotter ab. 9:15 Uhr erreichen wir das Leuchtfeuer Hestski,
10:30 Uhr Kvitholmen – immer noch durch die Dünungswellen schaukelnd.
Jörg verlegt den Kurs in den inneren Bereich, dort heißt es zwar mehr
aufpassen, aber die Wellen werden durch die vorgelagerten Inseln gebremst.
11:45 Uhr erreichen wir den Inselbereich Stoplane – eine sehr enge Durchfahrt –
oft fahren wir nur 2 bis 3 m an den Stangen auf den kleinen Felsen vorbei. Es
wird immer nebliger, aber wir haben ja unseren Plotter!!
12:40 Uhr erreichen wir die Nase vor Bud, der Wind setzt ein (aus ONO mit 15
kn), wir können segeln.
13:15 Uhr geben deutsche Angler durch Handzeichen bekannt, dass sie in Seenot
sind. Ihr Motor springt nicht mehr an. Wir schleppen sie mit unserer Motorkraft
in den Hafen am Campingplatz von Bud – also für uns wieder zurück. Als Dank
gibt es 3 Makrelen ( na ja!!!), gebraucht hätten wir Bier oder Schnaps. Für uns
eine Stunde Zeitverlust, trotzdem eine Selbstverständlichkeit in Seenot
Befindlichen zu helfen. Danach segeln wir weiter durch Haröyfjorden, Jul-Sundet
in den Moldefjorden.
16:30 Uhr ist unser heutiges Ziel, Molde, in Sicht. Nach einer ¾ h legen wir an
einem Schwimmsteg in der Nähe des Hurtigroutenanlegers an. Insgesamt waren wir
9 h für die 52 sm unterwegs, davon 7 h unter Motor.
Molde ist die „Rosen und Jazz-Stadt“ und macht diesem Namen alle Ehre.
Unser Stadtrundgang beginnt am Romsdalmuseum, vorbei an der barocken Villa
Chateanet.
Dann laufen wir 1½ h bergauf auf den 470 m ü. M. liegenden Aussichtspunkt
Varden. Die Aussicht ist unterwegs schon phantastisch, oben genießen wir das in
der Werbung gepriesene Molde-Panorama mit den 222 teilweise schneebedeckten
Gipfeln (heute sind davon viele in den Wolken).
Beim Abstieg (1 h) beginnt es zu regnen und hört den ganzen Abend und in der
Nacht nicht auf. Wir hatten wohl Glück, den Varden ohne Wolken zu erleben. Wir
treffen die Segler aus Kiel, die wir in Egersund kennen gelernt haben. Sie
wollen bis zum Wochenende hier bleiben, am Freitag beginnt das in Norwegen
berühmteste Jazzfestival hier in der Stadt. Uns dauert das zu lange, also geht
es am nächsten Tag wie geplant weiter.
Die Wetterkarten vom DWD lassen nicht gerade auf gutes Wetter hoffen, die
Reihenfolge ist nicht falsch, die Front ist statt nach Ost nach West gewandert.
12.7.2012 (Donnerstag): Wir setzen unseren Stadtrundgang
fort, laufen durch die Storgata zum Rathausplatz mit dem „Rosenmädchen“,
betrachten den „Jazzgutten“ und besichtigen von außen und innen die Domkirche (
eine zweischiffige Langkirche im gotischen Stil ) mit dem 50 m hohem freistehenden
Glockenturm.
Nach dem 1-stündigen Stadtbummel legen wir ab, es regnet immer noch,
Lufttemperatur 14°C, kaum Wind.
Das ist den ganzen Moldefjorden und den Mifjorden so. Gegen Mittag kommt etwas
Wind (WNW mit 9 kn), also immer mal Segelversuche. Nach dem Mittagessen klappt
es dann mit dem Segeln (Wind mit 10 bis 12 kn aus N, unser Kurs 270°). Es
regnet weiter – also ziehe ich mich zum Mittagsschlaf in den Salon zurück.
Nach 35 sm (davon 20 gesegelt) und fast 7 h legen wir in Alesund an, der Hafen
ist total überfüllt - heute ist hier Bootsfestival. Wir legen uns an einen
Motorkutter längsseits, neben uns macht ein Holländer im Päckchen fest. Jörg
klettert in den Mast und setzt den Flaggensatz über die Toppen. Die WSV
1921–Flagge weht in Alesund.
Während ich mir all die schönen Sachen auf der Festmeile ansehe („die ich
unbedingt brauche“), nimmt Jörg sich den Motor vor: Öl nachfüllen und Filter
kontrollieren. Der Filter enthält wieder Wasser – also Wasser entfernen,
entlüften usw. Nach dem Bauen sieht der Motor aus wie geleckt und läuft wieder
super. 21:00 Uhr ist immer noch alles grau in grau, der Aufstieg zum Berg Aksla
lohnt heute einfach nicht.
13.7.2012 (Freitag): Jörg holt den Flaggensatz ein, bevor wir
7:15 Uhr in Alesund ablegen. Gefrühstückt wird heute unterwegs, denn wir wollen
um die Halbinsel Stattlandet herum (hier gibt es keinen inneren Weg). Es ist
immer noch alles grau in grau, die Wolken hängen tief und es ist nur schwacher
Wind, aber es regnet nicht.
Die Ufer sind stark bebaut, meist mit großen, schönen Wohnhäusern und
Bauerngehöften – alles ist wunderbar grün.
Gegen 10:00Uhr fahren wir in das Inselgebiet Hareid, Runde, Rimöy, Bölandet,
Bergsöy und Nerlandsöy. Wieder eine sehr malerische Landschaft. Die Inseln
werden durch mehrere Brücken miteinander verbunden.
Wir
legen zum Tanken in Fosnavag an, fahren dazu durch eine sehr schmale Einfahrt
in einen gutgeschützten Hafen (ein sehr guter Übernachtungsplatz), füllen 24,6
l Diesel für 240 NOK in unseren Tank und weiter geht es. Mittag haben wir die
Insel Svinöy mit dem gleichnamigen Leuchtfeuer querab und schon bald umrunden
wir Stattlandet. Es ist immer noch zu wenig Wind zum Segeln. Nachdem wir
Kjerringa passiert haben, fahren wir in Richtung Süd. Stattlandet hat an seiner
dem Atlantik zugewandten Seite viele zerfurchte, steil nach unten verlaufende
Felswände. Die Wolken ziehen heute vielleicht in einer Höhe von 100 m über die
Felsen.
In Richtung Vaagsöy haben wir zwar achterlichen Wind, aber zum Segeln reicht es
immer noch nicht, nur der Wellenverlauf ist jetzt recht angenehm.
Nach 52 sm in 9 ½ h erreichen wir den uns schon bekannten Ort Malöy, erwischen
den letzten innen liegenden Platz am Schwimmsteg und füllen erst mal eine
Waschmaschine. Auch nach dem Abendbrot ist die Luft noch sehr feucht und der
Himmel bedeckt, zum Spaziergang nicht einladend. Von norwegischen
Motorbootfahrern bekomme ich 3 Makrelen geschenkt, so ist das Mittagbrot für
morgen gesichert.
Wir sind 2 Monate unterwegs und
haben 2360 Seemeilen zurückgelegt.
14.7.2012 (Sonnabend): 8:15 Uhr verlassen wir Malöy und
fahren gleich unter der tollen Brücke durch.
Ab und zu mal ein Wolkenloch mit blauem Himmel, aber auch dunkle Regenwolken
sind zu sehen, Wind nur 4 kn.
Wir haben einen inneren Weg gewählt, da nur schwacher Wind angesagt war. Wir
überqueren mehrer Fjorde, z.B. den Nordfjord. Die Insel Bremangerlandet
umrunden wir teilweise. Dort ist es landschaftlich wieder besonders
beeindruckend: mehrere gewaltige Wasserfälle rauschen in den Fjord, in etwa 50
m Abstand von uns steile Felswände mit in Wolkenschleiern befindlichen Gipfeln.
Das Wasser ist spiegelglatt, erscheint dunkelblau bis schwarz und die Felsen
spiegeln sich im Wasser.
Jörg stellt bei der Kontrolle des Wasserabscheiders fest, dass dort schon
wieder Wasser drin ist. Also Motor aus und Wasser ablaufen lassen. Irgendwo
muss das Wasser doch herkommen, also noch mal alles kontrollieren. Und er
findet wahrscheinlich die undichte Stelle, der Tankverschluss hat einen
Haarriss von etwa 4 mm Länge, kaum zu erkennen. Nun wird alles mit Cenusil
abgedichtet. Ich folge inzwischen mit Motor und „Gustav“ der zuvor abgesteckten
Route.
Wir erreichen inzwischen zum Meer hin offenere Gebiete, der Wind nimmt auf 7
bis 10 kn aus W zu, wir können segeln – manchmal mit Motorunterstützung. Unser
Kurs geht vorrangig nach Süden, wenn auch dabei eine Reihe Inseln, Untiefen,
Stangen auf kleinen Felsen im Wasser und viele Leuchtfeuer zu umfahren sind.
Nach 9 h und 41 sm erreichen wir Härland auf Atlöya und legen dort am
Gästeschwimmsteg an (dabei scheint endlich mal wieder die Sonne). Der Hafen ist
gut geschützt und ansonsten angenehm. 100 NOK für Tüte und Kiste sind auch
angemessen. Nach einer Erholungspause machen wir uns zu einer 1¾ h-Wanderung
zum Härlandsvatnet auf. Auf einem gut gekennzeichneten Weg geht es über glatt
geschliffene Felsen und hochmoorähnlichen Trampelpfade leicht bergauf und
zurück natürlich bergab. Die Schuhe werden etwas durchgeweicht, aber die
Landschaft entschädigt das. Am See angekommen entscheiden wir uns wegen der
fortgeschrittenen Zeit für den Rückweg.
Nach unserer Wanderung kehren wir kurz im Restaurant am Hafen ein, dort hat man
WLAN frei und einen guten Spruch auf einem Bild mit einem Segelboot: „Weißt Du,
wo der Horizont ist? Da segeln wir jetzt hin! „
Die Wetterkarte vom 14.7. mit den weitauseinanderliegenden Isobaren lässt auf
wenig Wind schließen, also werden wir
wohl motoren.
15.7.2012 (Sonntag): Bei Sonnenschein (wenn auch wieder graue
Regenwolken am Himmel hängen) legen wir 8:10 Uhr ab, Wind kommt mit 6 bis 7 kn
aus S, unsere Richtung!! Vorbei geht es steuerbordseitig am „Zuckerhut“ und am
„Norwegischen Pferd“ - heute mit
Regenbogen und auf der Backbordseite am Brurastakken („Brautschleier“ im
schwarz, weiß, grün gestreiftem Kleid) von Atlöya.
10:45 Uhr biegen wir in den Krakhellessundet, dann in den Tollesundet ein.
Wieder rechts und links hohe glattgeschliffene Felswände, in denen es in jeder Spalte
grün ist, Bäume wachsen. Wir fahren im Abstand von ~ 50 m von den Felsen, laut
Karte geht es 200 bis 400 m tief nach unten und die Berge sind 300 bis 600 m
hoch.
Nach einer halben Stunde erreichen wir den Losnosen und nach 1 h den
Sognefjord. Wind kommt mit 4 kn aus O, genau gegen uns. Motor und „Gustav“
arbeiten bereits seit dem Ablegen. Das ändert sich den ganzen Tag nicht. Wir
beschließen nach 7½ h, die Motorfahrt über den Sognefjord für heute zu beenden.
Wir legen in Bjordal im Fuglesetfjord, einem südlichen Seitenarm des
Sognefjords, an einer Kaufmannspier an. Ein ganz ruhiger Ort, wir bleiben das
einzige Boot hier, wandern 1½ h am Fjord entlang und versuchen den Abend zu
genießen, auch wenn uns immer mal ein kurzer Regenschauer davon abhält.