68. Tag (in Danzig)

21.7.   Hafentag in Danzig: Besichtigung weiterer Sehenswürdigkeiten:
Das Rechtsstädtische Rathaus ist heute ein historisches Museum. Im östlichen Teil liegt der Große Saal des Wettgerichts (das befasste sich mit der Aufsicht über die Einhaltung von Rechtsvorschriften und Anordnungen), auch als weißer Saal bezeichnet. Großformatige Gemälde mit dem Abbild der polnischen Herrscher verzieren ihn. Der große Ratssaal, auch der Rote Saal genannt, ist dank seiner wunderschönen Deckengemälde äußerst sehenswert. Er gilt als einer der prächtigsten Säle der Spätrenaissance in Nordeuropa. Im Kaminsaal befindet sich ein Kreuzrippengewölbe, das den Krieg überstanden hat. In weiteren Sälen besticht das Mobiliar. Im Rathausturm eine Dauerausstellung über das Leben in der Freien Stadt Danzig.  Dann mit dem Fahrstuhl zur Aussichtsplattform des Turmes mit einer sehr schönen Aussicht auf den Königsweg.

Die Marienkirche soll die größte Backsteinkirche der Welt sein. Sie ist 105 Meter lang und 66 Meter breit. Den rund 80 Meter hohen Turm kann man auch als Besucher besichtigen, wir nicht – wir waren auf dem leichter erreichbaren Rathausturm. Der Bau stammt aus dem Mittelalter, erbaut von 1343-1502. Wenn man den riesigen Körper der gotischen Kirche betrachtet, kann man sich kaum vorstellen, dass dieses Bauwerk auf Eichenpfählen in einem Feuchtgebiet gegründet wurde. Mit ihren 4.900 m² soll die Marienkirche 25.000 Menschen Platz bieten. Die 26 Pfeiler im Inneren der Kirche, die die sternenförmigen Gewölbe der drei Kirchenschiffe stützen, erreichen die Schwindel erregende Höhe von fast 30 m. Das wertvollste Denkmal der Basilika ist die astronomische Uhr, das Werk von Hans Düringer aus Nürnberg.
Sehenswert der Hauptaltar (1519), das Taufbecken, die 1985 rekonstruierte Orgel und ….

Direkt neben der Marienkirche die kleinere Königliche Kapelle, sie wurde 1681 vollendet, heute leider geschlossen. Sie wurde im barocken Stil erbaut, die Bauplastiken stammen von Andreas Schlüter. Bemerkenswert sind die Hauptkuppel mit der Flankierung durch zwei Seitenkuppeln und die seitlichen Giebelhäuser, dadurch prägt die Königliche Kapelle das städtebauliche Antlitz von Danzig.

Zurück führt uns unser Weg durch die Frauengasse, für viele gilt sie als die schönste Straße in Danzig. Auch hier stehen schmale und schön geschmückte Häuser mit ihren erhöhten Terrassen, die heutzutage zu Andenkenläden (vor allem Bernsteinprodukte) und Restaurants umgebaut wurden. Die Gasse musste zwischen 1950 und 1970 komplett neu errichtet werden, da alles kriegsbedingt beschädigt war. Wir genießen die Frauengasse bei einer Rote-Rübensuppen und einem Borscht. Den Abschluss der Gasse zur Uferpromenade bildet das spätgotische Frauentor (aus dem 15. Jahrh.) und daneben das höhere Haus der Naturforschenden Gesellschaft, mit seinem Aussichtsturm.

Nun noch ein Blick auf das Krantor, bevor wir mit der Fähre zur Marina übersetzen.
Das Krantor ist vielleicht das bekannteste Wahrzeichen der Stadt, es ist ein Backstein- und Holztor mit doppelter Kranfunktion. Der erste Bau, der allerdings als Vorgänger des heutigen Krantores gilt, wurde 1363 errichtet. Der Name entspringt dem Umstand, dass das Tor einen Hebekran hat, der Güter heben konnte, was zur Schiffsabfertigung von Vorteil war. Heute ist das Tor ein Teil des Zentralen Meeresmuseums. Das erste Tor bestand noch vollständig aus Holz und wurde 1442 durch einen Brand zerstört. Die heutige Form stammt aus dem 15. Jahrhundert.

Nach so vielen Sehenswürdigkeiten brauchen wir eine Pause an Bord, bevor es nachmittags mit der Besichtigungstour weiter geht.
Hier nehmen wir uns zuerst die Brigittenkirche vor, die während des Streiks der Werftarbeiter der nahegelegenen Lenin-Werft 1980 der Zufluchtsort der antikommunistischen Opposition war. Dort ist das Grab von Henryk Jankowski. Der katholische Pfarrer hatte am 17. August 1980, drei Tage nach dem Ausbruch des Streiks, eine Messe auf dem von den Sicherheitskräften umstellten Werftgelände abgehalten. Seitdem galt er als Pfarrer der Solidarność. Auch für Jerzy Popiełuszko steht ein Gedenkstein dicht neben dem Gewerkschaftsaltar. Der Priester, ein Sympathisant der Solidarność, war während des Streiks von 1980 als Seelsorger zur Unterstützung der Warschauer Stahlarbeiter eingesetzt. 1984 wurde Popieluszko vom Staatssicherheitsdienst ermordet. Sein Tod wurde aufgeklärt, er selber zu einem polnischen Nationalhelden. Überall in der Kirche wird an führende Mitkämpfer der Solidarnosc erinnert.
Neben dem Haupt-Altar zieht eine Monstranz aus Bernstein die Blicke auf sich.

Gleich neben der Brigittenkirche die Katharinenkirche, die älteste Pfarrkirche der Altstadt. (wurde in den Jahren 1227-1239 erbaut). Die Kirche beeindruckte bis zum Jahr 1944 durch ihre Ausstattung mit gotischen, manieristischen und barocken Sehenswürdigkeiten, 1945 wurde sie zerstört, danach vollkommen restauriert. Der Brand im Jahre 2006 hat Spuren hinterlassen. Auf dem 76 Meter hohen Kirchturm wurde ein wunderbar klingendes Glockenspiel montiert.

Ebenfalls in unmittelbarer Nähe die Große Mühle, der größte Industriebetrieb im mittelalterlichen Europa (erbaut im 14. Jahrhundert). Sie war die größte Investition des Deutschen Ordens in Danzig. Sie war sowohl Getreidemühle als auch Speicher und Bäckerei. Die Mühle wurde durch 18 oberschlächtige Wasserräder von jeweils 5 Meter Durchmesser angetrieben, was eine große technische Errungenschaft war.
Zurück führt unser Weg uns an der Markthalle vorbei (frisches Obst kann hier wunderbar eingekauft werden), an der Grenze zwischen Rechtstadt und Altstadt liegend – ebenfalls ein schöner Backsteinbau.

Und dann ein weiterer Prachtbau, das Große Zeughaus (erbaut 1600 bis 1609). Auch das ein hervorragendes Beispiel des flämischen Manierismus. Vier Giebel zieren die Fassade, an der östlichen Frontseite finden sich zwei Giebel, seitlich wird das Große Zeughaus, das ein Waffenarsenal war, von zwei Türmen flankiert. Bronzeplastiken in der Form explodierender Kanonenkugeln auf den Spitzen der Giebel verweisen auf den Verwendungszweck dieses Gebäudes.

Letztlich genießen wir die abendliche Atmosphäre der Königsstraße aufs Neue, toll die Stimmung, überall Musik, ein lauer Sommerabend.